Vor 25 Jahren: Lawinenwinter 1999

Wenn wir aus dem Fenster schauen, will man es kaum glauben. Aber wir hatten schon andere Winter als der heurige.
Heute vor 25 Jahren begann es in unserer Region zu schneien. Und es schneite für Tage ohne Unterlass. Da es schon Ende Januar und anfangs Februar ergiebige Schneefälle gegeben hatte, wuchs die Schneedecke auf bisher ungesehene Höhen: Selbst im Tal lagen zwei Meter und mehr. Personen oder Autos, die um eine Strassenecke kamen, waren nicht zu sehen.
Viele Seitentäler, so zum Beispiel das Sernftal, waren wegen der Lawinengefahr für Wochen von der Aussenwelt abgeschlossen und mussten per Helikopter versorgt werden.
Am meisten Schnee fiel im Skigebiet von Elm; bis zum 25. Februar waren es 447 cm, davon 257 cm innert fünf Tagen.

Dank vorsorglicher Massnahmen blieb unsere Region von grösseren Schadenereignissen bewahrt. Anders in Evolène mit 12 Opfern und vor allem in Galtür, wo eine Lawine das halbe Dorf verschüttete.

Doch dabei blieb es nicht. Mitte Mai 1999 regnete es für Tage intensiv bis in grosse Höhen; die Schneemassen in den Bergen schmolzen schnell. So schnell, dass die Bäche, Flüsse und Seen all das Wasser nicht mehr verkraften konnten. Alle Wasserläufe führten Pegelstände weit oberhalb ihrer Alarmgrenzen, das Umland und viele Dörfer standen unter Wasser. Die Linth in der Linthebene war bis zur Dammkrone voll, ein Bruch der Dämme war nur eine Frage der Zeit, als sich die Lage etwas beruhigte. Bilder hier.

Als Folge wurden an der Linth umfassende Sanierungs- und Verstärkungsarbeiten durchgeführt. Und der normale Pegel des Zürichsees wurde um rund einen halben Meter abgesenkt, um so das Puffervolumen zu vergrössern.

Nachdem sich das Wetter etwas beruhigt hatte, fuhr ich mit dem Bike hinauf zum Obersee. Man kann es sich heute kaum vorstellen, wie das da aussah. Überall drückte Wasser aus dem Berghang, der hier aus Bergsturzmaterial besteht: Die Strasse glich eher einem Bachbett. Der Obersee war bis zur Strasse hinauf gefüllt – gegen zehn Meter höher als normal. Man will gar nicht wissen, was es für das Dorf bedeutet hätte, wenn das dortige Lockermaterial nachgegeben hätte und der See ins Tal abgeflossen wäre. – Am Uferrundweg erinnert eine Tafel an den damaligen Höchststand.     (ps)

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