Menschen im Resort

Lia Jahn, die angehende Skirennfahrerin
Maria Amstad – Wohnen und Arbeiten im Resort
Luca Uehli, Küchenchef seit 2022 im „Marina“
Karin und Duri Maissen, die neuen Gastgeber im Marina
Helga Werdehausen
Blerim Redjepi
Marco Theus, der Küchenchef vom Marina Walensee
Dinh Hung Truong – ein Boot-Flüchtling wird CEO
Berthold Lenz – einer der wenigen Erstkäufer aus Deutschland
Melanie Mätzler
Balz Manhart
Andy Hofmann
Teba Cosentino
Laura Assmann
Daniel Grünenfelder, Marina AG
Boy Fox
Matthias Willi
Liliane Mertens


Lia Jahn, die angehende Skirennfahrerin

Von Irène Hunold Straub

Als ich dieser Tage vom Flumserberg bergab fahre, preicht es mich mit einer angehenden Skirennfahrerin in eine Gondel. Sie hat den typischen roten, riesigen Ausrüstungs-Rucksack bei sich. Sie kämmt sich die Haare, verstaut die Skischuhe, tauscht die Oberbekleidung, um dann den Zug Richtung Trübbach zu nehmen. Tagein, tagaus, denn die 13 ½ – jährige Lia Jahn besucht in Unterterzen die Talentschule Quarten*, die momentan Snowboarder, Skifahrer, Langläufer und Bikefahrer unterrichtet. Auch jetzt, zwischen Weihnacht und Neujahr ist sie zusammen mit ihren Team-Kolleginnen auf der Piste. Jeweils eine davon ist bis zehn Uhr für die Sportler reserviert, danach wird sie für alle geöffnet. «Da sind wir dann frei am Fahren und am Feilen an der Technik», sagt Lia.

Auf die Frage, ob sie nie unmotiviert sei, lacht sie und schüttelt den Kopf. Ab und an denke sie, was sie da eigentlich mache, aber sobald sie dann zwischen den Slalom-Stangen durchpresche, da sei nur noch Konzentration, Fokus und die reine Freude.

Sie war noch keine drei Jahre alt, als sie erstmals auf den kleinen Kinderskis stand. Nach zwei Lektionen durch einen Skilehrer, ermunterte dieser die Eltern, die Kleine zu fördern. Sie benötige eine grössere, eine richtige Piste. Was der vom Skifahren Angefressenen nur recht war. Schon bald trainierte sie in der JO, der Jugend-Organisation.

Nun geht sie in Unterterzen in die 2017 gegründete Talentschule. Und da ihr Talent so offensichtlich ist, fühlt sie sich hier am richtigen Platz, auch wenn der Schulweg ein langer ist. Hingegen ist sie innert kürzester Zeit im Skigebiet.

Einerseits bemüht sie sich, den Schulstoff nebst den Trainingsstunden und der wegen Rennen verpassten Schulstunden aufzuholen. Anderseits schält sich mehr und mehr heraus, wo ihre Stärken liegen: Es sind die technischen Disziplinen, für die sie wie geschaffen ist. Der grosse, schmerzende Nachteil: die engen, (zu) kleinen Skischuhe. Es muss eine Quälerei sein, die Füsse in diese Schuhe reinzuzwängen und sie dann auch wieder abzubringen; blaue Flecken sind an der Tagesordnung. Davon spürt die Talentschule-Schülerin während dem Renntraining zum Glück nichts.

Zu Hause stehen sechs Paar Skis. Jene, die sie beim Training benutzt hat, nimmt sie immer heim, wartet sie, schaut zu ihnen. Kein Rostfleck darf sich bilden, alles muss gut präpariert sein. Ich wage gar nicht zu fragen, wie viele Kilos sie täglich hin und her schleppt. Sie hofft auf ihren nächsten Schritt, dass sie bei den Junioren mittrainieren kann und dann offiziell dem Kader angehört. «Danach geht’s bergauf», sagt Lia. Schon jetzt habe sich in internen Rennläufen gezeigt, dass sie jeweils vorne mitfährt.

Ihr Vater, Patrik Jahn, erklärt, wie das Training ausserhalb der Wintersaison abläuft: „Dann treffen sich die Athleten mit den Verbandstrainern am Montagabend und Dienstag-, Mittwoch- und Donnerstagnachmittag zum Konditions- und Krafttraining.“
Die Schule ermögliche dies und habe auch den Stundenplan so angepasst, dass die Sportler an diesen Nachmittagen vom Schulunterricht befreit seien.

Ausserdem nimmt Lia als Ausgleich zu den fehlenden Wettkämpfen über die Sommermonate an Leichtathletik-Wettkämpfen teil. So bleibt sie trotzdem im Wettkampfmodus. In ihrem Jahrgang 2010 ist sie im Kanton unter den zehn Bestplatzierten (UBS-Kids-Cup). Sie sei bereits Rennfahrerin im Kader des Skiverbands Walensee SSW. Es folgt dann – hoffentlich – noch das JO Kader sowie das JO Top Kader, in welchem sie bereits trainiert, gefolgt vom Juniorinnen-Kader.

* Talentschule Quarten
Die Schule Quarten hat für die Oberstufe seit Verfügung des Bildungsdepartements vom 1. Februar 2018 die Anerkennung als Schule für Hochbegabte im Bereich Sport.
Die ganzheitliche Förderung von jungen Sporttalenten in der Oberstufe soll durch eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Partner gewährleistet und unterstützt werden.
Die Talentschule Quarten setzt sich zum Ziel:
⦁ Sporttalente aus dem eigenen Einzugsgebiet und aus Schulen ausserhalb der
Gemeinde Quarten in die Schule und die Gemeinschaft zu integrieren;
⦁ Die schulische und sportliche Ausbildung für die Sporttalente optimal zu verbinden
und durch organisatorische und unterstützende Massnahmen zu fördern.

siehe auch https://www.ssw.ch/alpin


Maria Amstad – Wohnen und Arbeiten im Resort

Von Irène Hunold Straub

Die 50-jährige Maria Amstad lebt mit Ehemann Alejandro und zwei Hunden im Resort. Hier arbeitet sie auch: als erfolgreiche Geschäftsfrau. Aufgewachsen in Rom, halb Schweizerin, halb Argentinierin, mehrsprachig, ihr Mann ist Mexikaner, all das lässt auf eine multikulturelle Persönlichkeit schliessen.

Etwa, wenn man an ihrem Balkon entlang läuft und sie telefonieren hört. Auf Deutsch, auf Englisch, auf Französisch Spanisch oder auf Italienisch. „Ich wechsle automatisch in eine andere Sprache, ich muss da gar nichts überlegen“, sagt sie.

Schon früh waren Sprachen ihre Lieblingsfächer. Sie ging in Rom in die Schweizerschule, wo ihr Vater die Sekundarschul-Abteilung leitete und wuchs mit den drei Jahre jüngeren Zwillings-Brüdern auf. Ein Highlight war, als sie in einer Gruppe von Ballett-Eleven vor dem Papst Johannes Paul II. auftreten durfte, das Bild zeigt sie als Zehnjährige. Ihre Mutter starb, als sie 12 Jahre alt war. Sie ist ein totaler Familienmensch. So fällt es ihr auch unendlich schwer, ihren schwer kranken Vater loszulassen, nie wissend, wann es das letzte Telefon oder der letzte Besuch bei ihm in Unterägeri sein wird.

Rom – Schweiz
Nach dem Umzug in die Schweiz hatte sie es am Gymnasium vorerst nicht leicht, denn sie beherrschte zwar das Hochdeutsche, nicht aber den Dialekt. Als sie mal im Fach Informatik nicht alles auf Anhieb verstand und mit der Antwort zögerte, fragte sie der Lehrer: „Kommst du aus Bern?“, auf die vermeintlich langsamen Berner anspielend. Diesen Witz verstand sie natürlich nicht, und sie sagte prompt: „Nein aus Rom.“ Es folgte schallendes Gelächter.

Die Matura absolvierte sie in modernen Sprachen. Alejandro lernte sie schon während dieser Zeit kennen; er besuchte das Internat Montana auf dem Zugerberg. Maria kramt ein Bild in Schwarz-Weiss hervor: was für ein schönes Paar! Die beiden verloren sich dann aber aus den Augen. Nach Alejandros Scheidung trafen sie sich zufällig wieder und da war der Fall bald einmal klar: Ihre Liebesgeschichte sollte fortan weitergehen…

Nach der Matura in Argentinien
In Argentinien, der Heimat ihrer Mutter, studierte sie danach ein Jahr lang Spanisch an der Universität in Rosario. Jetzt drängte es sie, das Erlernte umzusetzen, sie wollte arbeiten. Beim ersten US-registrierten Versicherungsbroker in der Schweiz trat sie ihre erste Stelle an. Sie lernte viel in den paar Jahren, wo sie nicht nur ihre Fähigkeiten einbringen konnte, sondern bald zu einer führenden Kraft aufstieg. So dass sie 2000 zusammen mit einem Partner ihre eigene Firma gründen konnte. Die Firma hiess ursprünglich NMG International Financial Services Ltd. und heute 1291, bezugnehmend auf das Gründungsjahr der Eidgenossenschaft. Sie ist weltweit für internationale Finanzdienstleistungen tätig. Acht Jahre später konnte sie ihre Anteile zu einem guten Preis verkaufen.

Reisen als Leidenschaft und Beruf
Natürlich gilt es, während mehrerer Jahre keine Konkurrentin zu werden. So widmete sie sich ihrer grossen Leidenschaft, dem Reisen. Und gründete gleich auch die Free Soul Travel Ltd. Sie hat mittlerweile riesengrosse Erfahrungen gesammelt und kann als weitgereiste in vielen Kulturen bewanderte Frau gelten.

2012 zog sie nach Mexiko und betrieb ihre Geschäfte von dort aus. Um auch dort Alejandro zu heiraten. 2015 kehrte das Paar in die Schweiz zurück. Maria Amstad begann erneut in der Finanzindustrie tätig zu werden, wechselte dann jedoch zu einer Lebensversicherungsgesellschaft. Und wurde 2016 auch prompt zum „Head of Sales Northern Europe and International“ der Firma Valorlife befördert.

Glücklich im Resort
Zusammen mit ihrem Mann und zwei Hunden lebte sie in Bad Ragaz in einem Haus mit Garten – sprich Auslauf für die Tiere. Ihr Ehemann Alejandro, in Mexiko ein bekannter Künstler, machte auch bei der Triennale der Skulptur Bad Ragartz mit. Schliesslich zog es das Ehepaar Richtung Walensee. Kurz vor Corona wurden sie im Resort fündig. Von ihrer Wohnung auf zwei Stöcken sieht man gegen Westen wie Osten den Walensee. Die Lage finden die Eheleute perfekt. Alejandro hat sich sogar ein SUP zugetan sowie den Nachbarn ein kleines aufblasbares Ruderboot abgekauft.

Seit Corona arbeitet Maria Amstad im Home-Office. Der ältere Hund Tlaloc, ein Berner Sennenhund, ist neunjährig, für diese Rasse schon alt, was sich auch in Beschwerden niederschlägt. Der elfjährige Beagle Lulu hat ebenfalls Beschwerden, so dass sich das Ehepaar damit abfinden muss, die Tiere wohl bald einschläfern zu müssen. „Mein nächster Hund wird ein Chihuahua sein, der kleinste Hund weltweit“, sagt die Hunde-Liebhaberin. Sie windet den Nachbarn ein Kränzchen, die manchmal Hundegebell des grösseren (Wächter)-Hundes ertragen müssen.
Die grosse Wohnung spricht davon, dass Amstads gerne Besuch haben. Auch wir als Nachbarn lieben es, wenn wir zwar kaum etwas hören, aber doch spüren, dass ein ausgedehntes Familienleben gelebt wird mit viel Gastfreundschaft und Wärme.


Luca Uehli, Küchenchef seit 2022 im „Marina“

Von Irène Hunold Straub

Wir berichteten diese Tage über den Hecht, der von Jugendlichen im Walensee gefangen und dann vom Marina-Küchenchef Luca Uehli zubereitet wurde. Jetzt sitze ich ihm gegenüber. Er erzählt, dass zufällig grad Gäste aus Boston anwesend waren und von der Hecht-Rolle gegessen hatten: Sie waren des Lobes voll.
Wie kommt es, dass ein 22-Jähriger bereits als Küchenchef wirkt? Zum einen hat er fürs Leben gern der Mutter beim Kochen zugeschaut und mitgeholfen. Später in der Primarschule in Walenstadt waren die Koch-Lektionen ein High-Light. Eigentlich logisch, dass es mit einer Kochlehre weiterging…

Von dieser Hechtrolle war kürzlich hier die Rede

Dank guter Referenzen von niemand Geringerem als Stefan Rehli vom angesehenen „Löwen“ in Walenstadt bekam er eine Lehrstelle im 5-Stern-Kulmhotel in Arosa. „Ich konnte mal im Löwen schnuppern, seither wurde Herr Rehli sehr wichtig für mich; er erkannte mein Potenzial und glaubte an mich; er wurde mein Mentor“, so Luca Uehli.
Ausserdem erfolgte während der Lehre ein Umbau des Hotels, und er konnte dieses halbe Jahr nutzen, um im „Löwen“ weiter tätig zu sein. Er habe davon sehr profitiert – und gesteht auch, dass er heute noch beispielsweise die Riesling-Suppe oder die Tomatensuppe als Hommage an diesen wichtigen Wegbegleiter auf der Menükarte führt.

Gerne erinnert er sich auch an Fischer Gubser, welcher das „Marina“ beliefert und mit dem er einst früh in der Dämmerung rausfuhr und das Filettieren der Fische hautnah erlernte. Die Stimmung, das Plätschern, der Sonnenaufgang, das sei sehr speziell gewesen. Überhaupt das „Marina“ so nah am Walensee mit der Aussicht auf die Berge. Ein Glück für uns vom Resort, dass er nicht nur selber anfragte, ob es eine Möglichkeit für eine Anstellung gab, sondern er wurde fast gleichzeitig von seinem heutigen Vorgänger ebenfalls gefragt. Vom Schnuppern her kannte er die Abläufe. Und Küchenchef Marco Theus erkannte das Talent des Jungkochs; innert kürzester Zeit wurde dieser zum sogenannten Postenchef – zuständig für den ganzen Bereich.

War etwa der Marschbefehl für die Rekrutenschule ein Dämpfer? Keineswegs, denn Luca Uehli wurde nicht nur als Truppenkoch bei der Infanterie ausgehoben, sondern er hatte sogar die Möglichkeit, den Lehrgang als Küchenchef zu absolvieren. Gleichzeitig wurde er zum Berufsbildner. Die Zusammenarbeit erfolgt mit Gastrosuisse und der Hotelfachschule. Auch Führungskompetenz war ein Thema. Die Arbeitszeiten? Von morgens um 5 bis um 23 Uhr. Von den 60 Küchenchefen wurde er nicht nur Klassenbester, sondern auch Jahrgangsbester. Vom Kommandanten erhält er eine Uhr.

Keine Frage: Nun zieht es den begabten Koch wieder ins „Marina“, wo er seit dem Mai letzten Jahres als Küchenchef wirkt. Man spürt, sein Beruf ist nicht nur aus einem Hobby entstanden, nein, er brennt für das, was er tut, sieht immer noch mehr Möglichkeiten, ist fasziniert von der Vielseitigkeit. Und liebt es, mit seinem Team zusammenzuarbeiten. Er will nicht der Boss sein, sondern der Leader, der vorne am Strick zieht. Er erwähnt auch den Souchef Anrtonio Rodriguez, der schon seit Anbeginn an diesem Ort tätig ist. „Auf ihn kann ich zählen!“

Seine Arbeitskollegen sieht er mehr als seine Freundin, mit der er seit fünf Jahren zusammen ist. Immerhin wohnt er mit ihr seit einem Jahr in einer gemeinsamen Wohnung in Flums. So sehen sie sich täglich. Sie weiss Bescheid, mit ihr diskutiert er alles, was er erlebt. Auch seine Pläne. Er denkt an die Infrastruktur. Denn wenn an einem warmen Sommerabend 150 bis 200 Essen zubereitet sowie 120 Hochzeitsgäste verpflegt werden müssen, komme die Küche an ihre Grenzen. Was ihn sehr freut: Er darf eine Lehrtochter ausbilden, die demnächst ihre Kochlehre startet.


Karin und Duri Maissen, die neuen Gastgeber im Marina

Von Irène Hunold Straub

Es ist eine Freude, bei Karin und Duri Maissen, dem neuen Gastgeber-Paar im Marina, einzukehren. Man fühlt sich willkommen. Wüsste man es nicht, wäre es doch offensichtlich: Karin Maissen ist in einem Gastrobetrieb aufgewachsen, und erst noch in einem besonderen, nämlich auf Staubern, auf dem gleichnamigen Grat. Im Winter lebte man in Frümsen, im Sommer nutzte sie die Bahn den steilen Hang hinauf, 1300 Meter über dem Talboden.

Sie wusste also schon von Kindsbeinen an, was die Gäste wollen, wie man sie willkommen heisst, sie verwöhnt – selbst abseits vom grossen leicht zugänglichen Angebot. Zuerst lernte sie Koch. Dann entschied sie sich für eine Rundum-Ausbildung und absolvierte die Hotelfachschule Passugg in Churwalden. Da sie schon die Kochlehre intus hatte, wurde sie für ein Semester von diesem Fach suspendiert.

Im Hotel Alpina in Parpan war es auch, wo sie ihren späteren Mann Duri kennenlernte. Er absolvierte ein Praktikum an der dortigen Rezeption, während sie in der Küche tätig war. Der junge Mann wuchs in Rabius auf, zweisprachig, so dass seine spätere Frau, mit der er schon vor der Hochzeit elf Jahre lang zusammen war, viel von der zuerst schwierig anmutenden Sprache abbekam. „Heute verstehe ich das meiste“, sagt sie. Duri Maissen absolvierte die Handelsmittelschule Ilanz; er stammt aus einem Schreiner- und Ofenbau-Betrieb.

Gut für den späteren Job vorbereitet

Karin und Duri Maissen verfügen unterdessen über grosse Erfahrung im Gastgewerbe, auch in der Berggastronomie. Sie sind ausserdem jung und gut ausgebildet. So hat man unter zahlreichen Bewerbungen die beiden als Geschäftsführung und Gastgeberpaar gewinnen können. Am 1. Mai haben sie ihre neue Aufgabe übernommen. Heute können sie rückblickend sagen: „Wir haben einen sehr strengen, gut laufenden Sommer bewältigt – mit weniger Personal als erwartet“, so Karin Maissen, die gerade nach ihrer Hochzeit ihre neue Aufgabe anpackte. Zu all dem Neuen kam auch der neue Name ihres Mannes dazu, an den sie sich zu gewöhnen hatte. Sie tat es mit viel Schalk und Liebenswürdigkeit.

Viele neue Ideen

Im vergangenen Sommer ist der neue Saal im früheren Hallenbad bereits voll zum Einsatz gekommen. Anfangs sei es teilweise zu Reklamationen gekommen, wenn Gäste nach draussen gingen, die Türe geöffnet war und Lärm und Musik nach draussen drang, erzählen Karin und Duri Maissen. Daraufhin hätten sie unverzüglich die Weisung herausgegeben, die Türe sofort zu schliessen; seither habe es keine Reklamationen mehr gegeben.

Besonders erfreulich sei es, mit langjährigem Personal zusammenzuarbeiten, etwa mit dem Küchen-Sou-Chef Sepp Lehnherr oder mit Antonio Fernandez, der gar schon von Anfang an dabei sei.
Selbstverständlich sei auch Blerim eine grosse Stütze. Das schätzen Maissens sehr. Mit Luca Uehli aus Walenstadt haben sie einen jungen Küchenchef verpflichten können, welcher voller Elan seinen Aufgaben nachkommt. Lena Berisha konnten sie als neue Stellvertreterin der Betriebsleitung gewinnen. Überhaupt sei die Zusammenarbeit mit dem Personal sehr gut, so gut, dass sich das herumzusprechen scheint, denn bereits habe ohne Inserate weiteres Personal evaluiert werden können.
Karin Maissen erklärt auch die Idee des sogenannten Bruderhahns: Es werden männliche Küken aufgezogen, das Fleisch sei kräftig und sehr beliebt; das werde man nun auch den Gästen des Marina anbieten.
Wir dürfen gespannt sein auf viele weitere Ideen, welche das Gastgeber-Ehepaar zusammen mit seinem Team realisieren wird.


Helga Werdehausen

Von Irène Hunold Straub

Helga Werdehausen sitzt mir schräg gegenüber. Sie ist die Tochter von Dietlind und Berthold Lenz, die zu den Ersten gehörten, die im Resort eine Wohnung kauften. Die 54-Jährige wohnt in Bad Säckingen – in jener Wohnung, wo die Eltern früher Ferien verbrachten und Helga und ihre Geschwister damals schon Bekanntschaft mit dem Flumserberg machten. Und schliesslich dann ihre Wohnung in Unterterzen kauften. Tochter Helga ist bestens darüber informiert, was im Resort läuft: durch ihren Vater, durch unseren Blog, durch den Austausch. Weit mehr als solche, die hier einfach Ferien machen und sich sonst um nichts kümmern mögen.

Helga redet allemanisch, nach über 30 Jahren Aufenthalt knapp ennet der Schweizer Grenze. Das heisst, sie versteht unseren Schweizer Dialekt, was sehr angenehm für unsere Unterhaltung ist. Die gelernte Physiotherapeutin macht momentan eine Zusatzausbildung in der manuellen Therapie. Ausserdem engagiert sie sich aktiv in verschiedenen Vereinen. Genau dieses Engagement, ihre Arbeit sowie ihre Familie helfen ihr, den schweren Schicksalsschlag zu bewältigen, welchen sie vor ein paar Monaten erfahren hat: Ihr Mann Jan starb an einem Herzstillstand. Etwas, das man keinem Hinterbliebenen zumuten möchte. Der Live-Stream der Feierlichkeiten zum Namenstag des Bad Säckinger Stadtheiligen Fridolin wurde gestrichen, aus Rücksicht auf die Trauernden, da der Verstorbene die Leitung des Streams und die Tontechnik gemacht hätte und Helga für die Hauptkamera zuständig gewesen wäre. Als Erschwernis zum Todesfall kam ein Corona-Ausbruch unter den Trauergästen dazu. Das heisst, dass die Schwiegereltern Lenz gar nicht anreisen konnten, Helgas Schwester musste gleich wieder zurückgefahren werden. Helga selber traf die Virusinfektion nach der Beerdigung ebenso.

Städte-Partnerschaft mit unserer Heimatgemeinde

Mich verblüfft, wie die Deutsche in Schweizer Belangen Bescheid weiss. Wie gut sie mit der Geschichte ihrer Stadt vertraut ist. Selbstverständlich weiss sie auch, dass eine Städtepartnerschaft zwischen Näfels, unserer Heimatgemeinde, die jetzt Teil von Glarus Nord ist, besteht. Peter und ich radelten zu einem festlichen Anlass von Näfels nach Bad Säckingen – damals gab es das Resort noch nicht. Und dass wir den selben Namenstag unseres Landespatrons Fridolin, den 6. März, feiern, ist ihr auch bekannt. „Der Kanton Glarus ist der einzige Schweizer Kanton, der in seinem Wappen einen Menschen hat, eben den Fridolin“, weiss sie ausserdem.

Erstaunt bin ich, als ich erfahre, dass sie nicht nur Fahnenschwingerin ist, sondern auch eine Fahne der Gemeinde Glarus Nord besitzt. Das Schwingrecht haben sie von der Gemeinde Glarus Nord bekommen, da sie mit ihrem Fasnachtsverein, den Schwarzer-See-Geister Bad Säckingen e. V. an einem Fasnachtsumzug in Näfels teilgenommen haben. Die Fahne wurde damals persönlich dem damaligen Gemeindepräsidenten Bruno Gallati überreicht. Sie beschreibt sie haargenau und treffend und sie beschreibt ebenso, wie das Fahnenschwingen in Deutschland funktioniert. Dazu zeigt sie auf ihrem Handy ein Filmchen. Hier werden die Fahnen nicht nur geschwungen, sondern kreuzweise einander zugeworfen, sogar in einem Vierer-Team – für uns völlig verblüffend.

Hinten in der Mitte Helga Werdehausen beim sogenannten Vietespiel

Weiter engagiert sich die Frau im Vereinsleben, sei es im Turnen, im Fahnenschwingen oder im Singen im Münsterchor Bad Säckingen. Ausserdem konzentriert sie sich hier in Unterterzen auf ihre Abschlussarbeit ihrer Fortbildung. Und bald werden zwei Neffen, die das Resort von ihren regelmässigen Ferien mit ihren Eltern oder den Grosseltern kennen, bei ihrer Tante zu Besuch kommen. Sie hat sich bereits ausgemalt, was für Ausflüge sie mit den beiden machen könnte. Das Leben geht weiter. Sie wird es packen!


Blerim Redjepi – jeder kennt ihn

Blerim Redjepi kennt jeden im Resort. Und jeder kennt ihn – meist allerdings nur seinen Vornamen. Er arbeitet seit Anbeginn hier und ist nicht mehr wegzudenken. Wenn man von jemandem sagen kann, er sei gut integriert, dann von dem in Nord-Mazedonien Aufgewachsen, der mit 17 Jahren in die Schweiz kam. Unterdessen ist er voll beim Marina Hotel und Restaurant angestellt; er lebt in Grabs und ist oft bei seiner Freundin in Vaduz.

Von Irène Hunold Straub

Blerim weiss Bescheid, worum es auch immer geht. Wie es in den Anfängen lief im Resort, welche Arbeiten wann und wo erledigt werden müssen, wie man diese Arbeiten anpackt. Wir treffen uns an seiner neuen Wirkungsstätte, dem Restaurant „Marina“. Er ist eine der wenigen, die noch aus eigener Erfahrung erzählen können von den verschiedenen Restaurants, unter denen die Resort-Bewohner, die Gäste und die Einheimischen auswählen konnten.
Da gab es jenes gegen das Resort hin, ein Luxus-Restaurant der gehobenen Klasse, genannt Belagius. Dann das sogenannte Grand Café vom Eingang her sowie ein Pizzarestaurant in der Nähe der Küche und schliesslich noch das beliebte Fondue-Stübli. Ausserdem war schon damals der Aussenbereich sehr begehrt. Heute – nach dem Konkurs vor gut vier Jahren, einem Umbau sowie der Umwandlung des schon länger geschlossenen angrenzenden Hallenbades in einen Event-Saal, präsentieren sich das Hotel und das Restaurant in einem eleganten Ambiente mit gehobener Küche, gut geleitet vom CEO Daniel Grünenfelder, der vom Grand Resort Bad Ragaz her die besten Voraussetzungen für einen gleich bleibenden hohen Standard für die Gäste mitbringt. Und auch nicht davor zurückscheut, neue Ideen zu verwirklichen.

Als Haustechniker angestellt

Blerims Vater war schon Jahre vor ihm in die Schweiz gekommen. Seine Frau und die drei Kinder besuchten ihn während den Schulferien jeweils in Grabs. Blerim wanderte zusammen mit der restlichen Familie vor siebzehn Jahren, damals 17-jährig, in die Schweiz aus. Anfangs machte ihm die neue Sprache Mühe, er besuchte Sprachkurse, vor allem aber half es ihm, beim FC Sevelen Fussball zu spielen. So hatte er sehr schnell Kontakt zu Gleichgesinnten und lernte die Umgangssprache viel leichter. „In einem Verein geht das am besten“, sagt er heute.

Dass er die Hauswartschule absolvierte, kam seinen handwerklichen und menschlichen Interessen entgegen. Im Dezember 2008 erfolgte die Eröffnung des noch längst nicht in allen Teilen fertig gestellten Resorts mit den 131 Eigentumswohnungen. Im März darauf wurde er während eines Monats provisorisch eingestellt, um dann von der Walensee Resort AG definitiv als Haustechniker angestellt zu werden. Es gab viel zu tun; die Arbeit war vielseitig, er konnte enorm Erfahrung sammeln, seine Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit und gute Laune machten ihn zu einem positiven Aushängeschild der vorerst prosperierenden Firma.

Ein Auf und Ab mit vielen Wechseln

Die weitere zum Teil leidige Geschichte ist auch von der Presse her bekannt, noch heute wird man oft darauf angesprochen. Immerhin waren sehr viele gute Ideen umgesetzt worden, manch einer investierte viel Geld für die Rettung, etliche Fehler wurden ausgemerzt und vieles zum Besseren gewendet. Blerim zählt heute fünf Direktoren, unter denen er gearbeitet hatte. Auch die Vermietungsorganisation hat sich mehrfach geändert. Erst war es Landal, dann kam die WAP, heute vermieten WAP, Walensee House & Apartments und diverse Eigentümer privat. Und immer mehr wollen gar nicht mehr vermieten, sondern sich selber über die wunderschöne Lage freuen.

Eine beträchtliche Umstellung gab es, als nach einer Pressereise eines Journalisten aus der Region plötzlich Gäste aus arabischen Ländern kamen. Damit hielt eine neue Mentalität Einzug, mit der es sich auseinanderzusetzen galt. Im Sommer 2020 fehlten diese Gäste wegen der Pandemie und Einreisebeschränkungen völlig; im vergangenen Sommer kamen sie vereinzelt zurück.

„Riesiges Know how“

Seit kurzem ist Blerim zu hundert Prozent beim Hotel/Restaurant „Marina“ angestellt. Im Moment hat er besonders viel zu tun, indem er die vielen grossen Fenster auf Vordermann bringt, die Rahmen streicht, die Leisten ölt und kleinere Reparaturen vornimmt. Immer wieder wird er gefragt, ob er den Resort-Eigentümern etwas flicken oder helfen könnte. Für solche Aufträge sei es am besten, sich an seinen Chef zu wenden.
Ein ganz besonderes Erlebnis sei das Neujahrsschwimmen 2015 gewesen. Er zeigt davon ein Video und ich bin überglücklich, endlich ein Bild und nun sogar ein Filmli davon gesehen zu haben.

Während des Lockdowns gewöhnte sich Blerim an, mit seinen Trainingskollegen zu laufen. Er lernt Bergtouren kennen, von denen er vorher keine Ahnung hatte. Sogar Corona selber hat er vor kurzem durchgemacht, zum Glück mit einem sehr milden Verlauf.
Sein Chef sagt über ihn, dass Blerim ein toller Mensch und eine tolle Fachkraft sei mit einem riesigen Know how. „Er weiss unglaublich viel über die Geschichte und die Technik des Resorts.“


Marco Theus, der Küchenchef vom Marina Walensee

Marco Theus waltet als Küchenchef im „Marina Walensee“, dem Restaurant und Hotel mitten im Resort. Der 30-Jährige stand schon als Dreijähriger in der Küche: in der elterlichen „Alten Post“ in Bonaduz; er durchlief alle wichtigen Stationen, die einen guten Koch und späteren Chef ausmachen. Seine Lebenspartnerin amtet als Sommelière im Grand Hotel in Bad Ragaz – Gewähr dafür, dass das Paar die selben Interessen und Vorlieben teilt.

Von Irène Hunold Straub

Wenn der Bündner von seinem Wohnort Chur zur Arbeit nach Unterterzen fährt, ist die Stosszeit vorbei, und wenn er wieder heimfährt, sind Autokolonnen kein Thema mehr. Denn er arbeitet von 10 bis 10; über die Mittagszeit, nach einer Ruhepause, widmet er sich den Büroarbeiten, bevor es dann wieder an seine Hauptarbeit, das Kochen, geht. Montags und dienstags ist das Restaurant während den Zwischensaisons geschlossen. Bald startet die Wintersaison mit durchgehenden Öffnungszeiten, und es wird schwieriger sein, sich mit dem Team so abzusprechen, dass die Ruhetage trotz Hochbetrieb eingezogen werden können.

Die Lage seines am 1. September 2019 angetretenen Arbeitsplatzes findet Marco Theus einzigartig. Den See, die Berge. Er schätzt es, wenn viele verschiedene Gäste kommen, seien es Einheimische, seien es  Resort-Bewohner oder jene, die im Resort Ferien machen sowie Durchreisende. Denn das „Marina Walensee“ hat, nachdem es vor einigen Jahren Konkurs anmelden musste, jetzt wieder einen guten Ruf und ist gut aufgestellt. Der Küchen-chef lobt seine Arbeitsbedingungen und das Team. So ist es ihm möglich, immer wieder Ideen zu verwirklichen oder solche, die sich bewährt haben, erneut anzubieten. Wie „Wine & Dine“, wo Weinmacher aus der Region ihre Weine präsentieren. Wie die nach Jahreszeiten thematischen Abende. Dazu gehört auch der Kastanienabend, der besonders beliebt ist.

Unter Corona gelitten

Wie andere Gastrobetriebe auch hat das „Marina Walensee“ unter der Corona-Krise gelitten und den draus resultierten Auflagen, die es erfüllen musste bis hin zur Schliessung. Auf Facebook postete der Küchenchef ein Bild der menschenleeren Gartenlounge, welche kurz zuvor eröffnet worden war. Die Terrasse musste weiterhin geschlossen bleiben, während man sich ohne Schutzkonzept draussen treffen durfte. Die Angestellten konnten nicht nachvollziehen, dass sich im April bis zu 15 Personen draussen zu treffen durften, es hingegen nicht möglich war, in der Gartenwirtschaft mit Schutzkonzept zu viert an einem Tisch zu sitzen. – Gross war dann die Freude, als der Küchenchef endlich wieder Aufträge an Lieferanten erteilen konnte – auf dem Bild ist er zusammen mit dem Berufsfischer Hanspeter Gubser und dessen fangfrischen Fischen zu sehen. Momentan läuft es sehr zufriedenstellend; die Gäste werden beim Eingang gebeten, zu warten, bis eine Angestellte ihr Zertifikat prüft. Danach können sich die Gäste ohne Masken bewegen, was auf grosse Akzeptanz stösst. Fühlt sich doch auch der Gast auf diese Weise sicherer.

Viel an etlichen Lebensstationen gelernt

Dass dem 30-Jährigen bereits eine solch anspruchsvolle Aufgabe anvertraut wurde, hat sicher damit zu tun, dass er Restaurant- und Hotelbelange in- und auswendig kennt. Die „Alte Post“ in Bonaduz, sein Elternhaus, weist eine lange, ereignisreiche Geschichte auf. Einst Poststelle und Pferdewechselstation, musste die Pferdehaltung nach der Eröffnung der Bahnlinien gegen die Landwirtschaft eingetauscht werden. Es gab Höhen und Tiefen. Marco Theus wuchs mit zwei älteren Brüdern auf. Der ältere führt heute das Hotel mit neuerdings vier Sternen, der mittlere ist Arzt und er selber absolvierte vorerst eine Kochlehre im Romantik-Hotel „Stern“ in Chur. Daraufhin gings weiter Richtung Zürich, wo er viel Neues im „Baur-au-Lac“ lernen konnte. Die Hotelfachschule Belvoir schloss sich an. Es folgten weitere spannende Stationen, auch im Ausland. Besonders genoss er es, als er in Salzburg im bekannten „Hangar 7“ mitwirken durfte: Spitzenköche aus aller Welt wurden eingeladen, um die Hangar-7-Gäste auch kulinarisch auf eine Weltreise zu führen. Marco Theus erlebte jeden Monat einen anderen Gastkoch – und lernte viel dazu.

Die letzten Jahre arbeitete er im elterlichen Betrieb. Zusammen mit seinem älteren Bruder, der die Hotelfachschule in Lausanne absolviert hatte, arbeitete er ein Konzept aus für den Abriss des Hauses sowie den Neubau. Nun sucht er wieder seinen eigenen Weg. „Für zwei wäre das Hotel in Bonaduz zu klein“, sagt er und konzentriert sich auf seine jetzige Aufgabe. Nach dem Essen fragt der sympathische Küchenchef seine Gäste, ob es geschmeckt habe. Er ist auch offen für Anregungen und gespannt, wohin sein Weg ihn und seine Partnerin noch führt. Man dürfte noch von ihnen hören!


Dinh Hung Truong – ein Boot-Flüchtling wird CEO

Hung Truong wuchs in Saigon auf und erlebte am 30. April 1975 den Fall von Südvietnam und die Vereinigung ein Jahr später; Kritik an der Regierung war verboten. Mit 21 Jahren gelang ihm die Flucht. 1980 kam er in der Schweiz an. Er lebt heute mit seiner Familie in Bassersdorf. Vor vier Jahren hat er im Resort eine Wohnung gekauft. Soeben wurde er mit einem hervorragenden Resultat in den Ausschuss gewählt.

Von Irène Hunold Straub

„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Hung Truong über seine Wohnung im Haus B1 mit einem Blick auf den See und die Berge. Wir sitzen auf der grosszügigen Terrasse wie auf einem Logenplatz, unter uns all die Aktivitäten zu Land und auf dem Wasser.

Der Vietnamese vergisst nie die Schrecken des Krieges, seine panische Angst während der Überfahrt als 21-Jähriger zusammen mit 50 anderen sogenannten Boat-People. „Es tobte ein fürchterlicher Sturm; ich betete die ganze Zeit und versprach Gott alle möglichen Dinge“, erinnert sich der getaufte Christ. Er wuchs mit sechs Geschwistern auf, ein Bruder erhielt Jahre zuvor ein Stipendium in Deutschland; eine Schwester erreichte die Schweiz schon ein Jahr vor ihm; ein anderer Bruder floh nach Kanada und die übrigen Geschwister kamen später auch in die Schweiz.

Fünf Jahre zuvor, nach dem Fall von Saigon, übernahmen die Kommunisten das Kommando. Hung musste alles mitansehen, die Kapitulation, wie die Panzer in die damalige Hauptstadt Saigon einfuhren. Die Zeit danach war sehr hart, sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht. Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis er es schaffte, seiner Heimat den Rücken zu kehren. Er studierte zwar Maschinenbau, seine Gedanken waren aber mehr auf die für ihn unausweichliche Flucht konzentriert.

Flucht gelingt nach fünf Versuchen

Für die Flucht musste seine Familie sehr viel zahlen. Erst nach fünf Versuchen gelang sie ihm.
In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, riskierten hunderttausende Menschen damals ihr Leben, indem sie in einfachen Booten das Südchinesische Meer überquerten. Eine Redewendung damals hiess: „Wenn Strassenlaternen gehen könnten, würden sie auch flüchten.“ Hung und seine Mitflüchtenden wurden auf eine malayische Insel für Flüchtlinge gebracht, auf welcher er acht Monate zusammen mit Zehntausenden von Vietnamesen lebte. „Die Flüchtlinge formten eine kleine Gesellschaft; es gab auch ein Spital, wo ich freiwillig arbeitete.“

Der Kulturschock

Weil seine Schwester bereits in der Schweiz war, durfte er in die Schweiz kommen. Er gelangte in ein Flüchtlingslager in Roggwil. Es war ein Kulturschock. Aber er lernte schnell – nicht nur die Sprache, sondern auch, wie man sich benahm, was für Werte galten, dass es Jahreszeiten gab. Dank dem Umstand, dass seine Schwester bereits in der Schweiz lebte, konnte er das Lager nach nur einem Monat verlassen.

Mit grosser Dankbarkeit erinnert er sich an seinen Betreuer Manfred Steiner, der ihn stark förderte, sogar finanziell. Ein Jahr nach seiner Ankunft in der Schweiz konnte er bereits sein Informatik- und Mathematikstudium an der Universität Bern anpacken – was beispiellos sein dürfte. Ein Stipendium half ihm. Heute sagt er: „In der Schweiz kann man mit Willen und Ausdauer seinen Traum verwirklichen. Nicht wie in Vietnam, wo Arme gestempelt sind und ein Studium nur den Privilegierten vorbehalten bleibt.“

Die alte Heimat kennenlernen

Unterdessen ist Hung Truong 62 Jahre alt, das heisst, er lebt fast schon doppelt so lange in der Schweiz wie er in seinem Heimatland gelebt hatte. Seit er den Schweizer Pass hat und seit es in Vietnam eine Öffnungspolitik gibt, ist es ihm auch wieder möglich, dorthin zu reisen. Mit seiner ersten Frau hat er zwei erwachsene Kinder, die beide in der Schweiz sehr gute Jobs haben. Seine zweite Frau lernte er während eines Ferienaufenthaltes in Vietnam kennen. Die drei Kinder aus dieser Ehe sind mit ihren Eltern oft in Unterterzen. Wenn aber der Eishockey spielende Sohn einen Match absolviert, reist die Familie selbstverständlich mit.

Am Familientisch wird deutsch und vietnamesisch gesprochen, die Schrift sollen die Kinder später auch lernen. Dank den Reisen nach Vietnam lernt die ganze Familie die ursprüngliche Heimat kennen. Reisen war für ihn früher unmöglich, zu arm war die Familie.

Weniger arbeiten, dafür im Ausschuss mitwirken

Noch heute betreibt Hung Truong eine Informatikfirma, die sein Bruder gegründet und später an ihn abgetreten hat. Damals war Informatik sehr begehrt, gute Arbeitsplätze wurden angeboten, oft auch durch Ausleihen von eigenen Angestellten an Kunden. Seine Firma ist auf Software-Entwicklung und -Beratung für Schweizer Banken spezialisiert. Heute ist Hung CEO mit etlichen Angestellten. Er erinnert sich an harte Arbeitstage mit mehreren Kunden gleichzeitig und 14 Stunden Arbeit am Stück. In letzter Zeit hat er zurückgeschraubt, er möchte mehr vom schönen Resort haben und sich bald einmal pensionieren lassen. Unterdessen haben vier seiner Nichten Wohnungen im Resort gekauft; sie selber haben auch eine weitere erstanden, welche seine Frau vermietet und in Ordnung hält.

Dass er mit einem Glanzresultat in den Ausschuss gewählt wurde, freut ihn sehr und spornt ihn auch an. „Ich möchte mitwirken zum Wohle der Gemeinschaft“, sagt er bescheiden. Wenn man solch eine schreckliche Vergangenheit wie er erlebt habe und hier in der Schweiz leben dürfe, so sollte man doch in Harmonie und Zufriedenheit leben können. Deshalb möchte er sich nun einbringen, um in den anstehenden Geschäften eine gute Lösung zu finden. Nicht profilieren wolle er sich, sondern ein gutes Einvernehmen finden im Ausschuss. „Ich suche einen Konsens zu finden, der allen gerecht wird.“


Berthold Lenz – einer der wenigen Erstkäufer aus Deutschland

Von Irène Hunold Straub

Berthold Lenz kaufte seine Resort-Wohnung, sobald es möglich war. Der heute 81-jährige erinnert sich gut an das Inserat in der „Welt“. Wo Unterterzen lag, wusste er. Denn von der damaligen Ferienwohnung in Bad Säckingen aus fuhren seine Kinder öfter zum Skifahren in die Flumserberge – und steckten regelmässig im Stau bei der Durchfahrt durch Zürich. Diese Zeiten sollten bald vorbei sein.

Die erste Besichtigung des Geländes erfolgte an einem nassen 1. November 2006 – mit Übernachtung im Hotel „Churfirsten“ in Walenstadt und einem weiteren Augenschein am nächsten Tag. Es war für viele Interessenten vermutlich schwer vorstellbar, wie sich die Industriebrache der früheren Zementfabrik in das anmächelige Dörfchen verwandeln sollte. B. Lenz erkannte das Entwicklungspotential der Halbinsel Gosten. Nicht zuletzt aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit: Er war als Gesellschafter und Geschäftsführer in den Bereichen Hartsteinindustrie, Transportbeton und Asphaltmischanlagen tätig und nach dem Verkauf der Firmen dann als Verwalter der eigenen Immobilien aktiv.

Soviel war klar: Gebaut wird erst, wenn mindestens 50% der Wohnungen verkauft sein würden. In Deutschland hatte er das Inserat nur einmal bei den Immobilienangeboten gesehen. Offenbar sollte der Verkauf hauptsächlich in Holland erfolgen, weshalb man die legendären Flüge und Carfahrten für Holländer ins spätere Resort organisierte. Offensichtlich lief der Verkauf der Wohnungen in Holland sehr gut.

Sonderwünsche waren noch möglich

Nachdem geklärt war, dass gegen entsprechende Kostenübernahme die baulichen Änderungswünsche erfüllt werden können, erfolgte dann die Annahme des vom Bauträger vorgelegten Kaufvertrags-Entwurfs.

Dank ihrer frühen Reservation und einer Liste von gewünschten Änderungen (inklusive der regelmässigen Baukontrollen, die jeweils mit einer weiten Anreise verbunden waren), nahm die Wohnung nach und nach die gewünschte Gestalt an. „Wir wollten zum Beispiel eine zweite Nasszelle anstelle einer Sauna“, erzählt Dietlind Lenz. Dank der auf dem Schulgebäude installierten Kameras konnten sich die Käufer regelmässig über den Baufortschritt informieren. Leider wurde nicht alles so realisiert wie in der Baubeschreibung in Aussicht gestellt: Nicht jede Wohnung erhielt z.B. einen eigenen Stellplatz für Waschmaschine und Trockner im Kellergeschoss, es wurde keine Fussbodenheizung eingebaut und die Heizanlage wurde im Contracting vergeben. Bei den Kaminöfen sollte nach der funktionalen Ausführungsbaubeschreibung (FAB) Stand vom 29.9.2006 für jeden Kaminofen ein eigenes Rauchabzugsrohr vorhanden sein, was ja wie bekannt nicht der Fall ist.

Aktiv mitarbeiten statt reklamieren

Familie Lenz zog noch vor der offiziellen Eröffnung an Weihnachten 2008 in die neue Wohnung ein und es störte sie auch nicht, dass noch nicht alles fixfertig war. Das war zwei Jahre nach Unterzeichnung des Kaufvertrags. 2010 entdeckte Berthold Lenz einen Mangel, der sich als der gefürchtete Pilz Hauschwamm herausstellen sollte. Er wies mehrere Male auf den Befall der Balkone hin und hatte sogar bei einem Labor in Deutschland ein Gutachten erstellen lassen. Bis endlich gehandelt wurde, waren diese in einem derart fortgeschrittenen Stadium des Verfalls, dass nur noch eine teure Totalsanierung in Frage kam. Logisch, dass das Resort durch solche Geschichten und später durch den Konkurs der WRAG Negativ-Schlagzeilen verursachte.

Berthold Lenz war stets unter jenen, die nicht einfach reklamierten, sondern tatkräftig mithalfen. Erste Erfahrungen mit Eigentümergemeinschaften hat er schon 1975 gemacht, als eine Ferienwohnung im nördlichen Schwarzwald, in einem grösseren Objekt mit insgesamt mehr als 100 Wohnungen auf 4 Gebäude verteilt, gekauft wurde. Seinem Naturell entsprechend war er dort auch gleich bereit, im Beirat aktiv mitzuarbeiten. Im Laufe der Jahre kamen noch mehrere Beteiligungen an Eigentümergemeinschaften und seine Mitarbeit dazu. Folgerichtig erfolgte dann 2012 seine Wahl in den Ausschuss unserer Eigentümergemeinschaft. Da er von allem Anfang an dabei war und akribisch genau Ordnung hält, hat er jedes Protokoll, jeden Beschluss, jede Rechnung innert kürzester Zeit zur Hand. Geht er kurz durchs Resort, weiss seine Frau, dass er etlichen Eigentümern begegnen wird, mit denen er sich austauscht: konstruktiv, professionell, sympathisch.

2014 hatte er genug. Er bekam mehr und mehr den Eindruck, er würde von den damals aktiven Ausschussmitgliedern, alle aus Holland, nur als der Alibi-Nicht-Holländer betrachtet. Die Entscheidungen wurden sehr oft im engeren Kreis in Holland getroffen, ohne dass er in die Meinungsbildung eingebunden war. Das war keine befriedigende Zusammenarbeit.
Es war kein Zustand, dass Abstimmungen dank der vielen Vollmachten entschieden wurden, die Jahres-Rechnung lange nicht abgenommen werden konnte usw. In dieser Zeit war B. Lenz auch Mitglied in der Finanzkommission, welche Vorschläge ausarbeiten sollte, wie die teils sehr verfahrene Situation gelöst werden könne. Er war nicht mehr bereit zur Mitarbeit in diesen Gremien.
Als aber der neue Verwalter, die Fa. Goldinger, vertreten durch André Häne gefunden wurde, welcher erreichte dass die Rechnung endlich bereinigt und abgenommen werden konnte, war Berthold Lenz wieder voll dabei.

Eine wertvolle Freundschaft entstand

Während meiner ersten Versammlung nach dem Kauf meiner Wohnung 2016 fiel mir der grosse ältere Herr mit den klaren Voten auf. Ich erkundigte mich, wie ich ihn kontaktieren konnte: Es wurde eine wertvolle Freundschaft für uns alle. Mehr noch, als Berthold Lenz aus dem Ausschuss schied, ermunterte er meinen Mann, in seine Fussstapfen zu treten. Peter wiederum konnte viel von der fundierten Arbeit seines Vorgängers profitieren. Sie sprachen dieselbe Sprache, machten sich stark zum Wohle der Gemeinschaft.

Die neueste unerfreuliche Entwicklung bekam Lenz als regelmässiger Blog-Leser mit. Er ist erschüttert, wie sämtliche Bestrebungen von ein paar wenigen Querschlägern zunichte gemacht werden. Während der Verwaltertätigkeit von Herrn Häne hat sich doch schon sehr viel im Resort positiv entwickelt. Nach dem von wenigen Eigentümern provozierten Rücktritt von Herrn Häne war B. Lenz nicht mehr bereit bei der Wahl zum Ausschuss zur Verfügung zu stehen.
Die positive Entwicklung im Resort hat sich während der Verwaltertätigkeit von Herrn Willi fortgesetzt. Umso unverständlicher ist, dass Herr Willi nach 2 Jahren die gleiche Konsequenz wie Herr Häne ziehen musste. B. Lenz hatte schon nach dem Rücktritt der WRAG als Verwalter, bei der Suche nach einem neuen Verwalter die Erfahrung machen müssen, dass viele Stowe-Verwalter abgewunken haben, weil das Resort einen sehr schlechten Ruf hatte. „Jetzt sind wir nach rund 7 Jahren mit positiver Entwicklung wieder am gleichen Punkt angelangt.“

Soviel ist sicher: B. Lenz wird auch an kommenden Versammlungen seine Meinung offen kundtun wie eh und je: nämlich unerschrocken und beherzt. Auf dass er und seine Familie ihre geliebte Wohnung, der sie etliche Monate coronabedingt fernbleiben mussten, bald wieder inmitten einer konstruktiv zusammenarbeitenden Gemeinschaft geniessen können.


Melanie Mätzler

Melanie Mätzler ist weit über das Sarganserland hinaus ein Begriff: als erfolgreiche Profi-Golferin, welche die Corona-Zeit genutzt hat, um im Hotel Marina ein Mandat zu übernehmen, das ihren organisatorischen Fähigkeiten gerecht wird: Für den Saal arbeitete sie am Catering Konzept und akquirierte die ersten Buchungen. Demnächst geht sie in den Mutterschaftsurlaub – und ist danach offen für alles.

Von Irène Hunold Straub

Nein, die Golferin, wie man sie aus dem Fernsehen oder aus der Zeitung kennt, mit dem sauberen, kraftvollen Abschlag, sieht man ihr jetzt nicht an. Dafür, dass die 33-Jährige demnächst Mutter wird. Angesprochen auf das, was sie so gut kann, erzählt sie, wie sie, die Älteste von drei Mädchen, schon sehr früh mit dem Golfen bekannt gemacht wurde. Ihre Eltern spielen Golf, ihre beiden Schwestern eifern ihr nach. Auch Skirennfahrerin wäre sie gerne geworden oder Tennissportlerin. Schnell wurde klar, dass der Golfsport sie weit bringen würde. Unterstützt vom Elternhaus – wussten doch die Eltern genau, was es braucht, um erfolgreich zu sein.
Sie erzählt, dass der Golfclub Bad Ragaz sie seit ihren ersten Schwüngen begleitet. Parallel zu ihrer Golfkarriere absolvierte sie das Sportgymnasium in Davos. Dort konnte es schon mal vorkommen, dass noch im Juni Schnee lag und Golfen unmöglich war. Melanie Mätzler genoss den Umgang mit Gleichgesinnten, auch von anderen Sportarten. Nach der Matura begann sie an der HTW in Chur ein Studium in Betriebsökonomie. Ideal für sie war, dass sie das Studium berufsbegleitend durchlaufen konnte: in 4 anstatt 3 Jahren. Da sie bereits zwei Jahre nach Beginn des Studiums Profi-Golferin wurde, sollten sich die beiden restlichen Jahre schwierig gestalten. Aber: „Wenn ich etwas anfange, dann ziehe ich es durch“, das war für sie von Beginn an klar.

Beide Hände operiert

Seither konzentriert sich die Proette, wie man die Profi-Golferinnen
nennt, auf ihre Karriere – seit 10 Jahren voll, vorher im Amateursport: dort zuerst als Mitglied der Schweizer Girls Nationalmannschaft, später als solches der Schweizer Damen-Nationalmannschaft. „Ich durfte viele schöne Turniere für die Schweiz spielen, darunter die Universitäts-WM in Sun City und die Amateur-WM in Buenos Aires.“ Nur zu gerne erinnert sie sich, dass sie im Laufe ihrer Karriere über 20 Länder besuchen, neue Kulturen kennenlernen und viele neue Menschen treffen konnte.
Die ambitionierte Golferin erzielte stets sehr gute Resultate, alles lief bestens. Dann kam der Moment, wo eine Operation der rechten Hand anstand, ein paar Monate später die linke Hand. Im letzten Januar hätte sie erneut an der rechten Hand operiert werden müssen. Da sie aber bereits schwanger war, entschied sie sich vorläufig dagegen.

Mätzler Event GmbH gegründet

Es erstaunt nicht, dass die aktive junge Frau, die auch Flumserberg Botschafterin ist, ihre Verletzung nutzte, um sich weiterzubilden. Sie absolvierte ein CAS in Eventmanagement und gründete mit ihrem Vater die Mätzler Event GmbH. Wie es sich schon seit vielen Jahren abzeichnete, harmonieren Vater und Tocher auch in geschäftlichen Dingen, sie übernahmen 2020 das Profigolfturnier Flumserberg Ladies Open mit der Mätzler Event GmbH. Das Turnier hätte im im Mai 2020 stattfinden sollen. Dann kam die Corona-Pandemie: «Normalerweise haben wir nur während einem Monat im Jahr Pause, letztes Jahr war meine Saison nur einen Monat lang und während diesem Monat fand auch noch das Flumserberg Ladies Open statt.» Etliche neue Aufgaben und Herausforderungen kamen auf sie zu: von der Medienarbeit mit der Leitung der Pressekonferenz über das Corona Schutzkonzept bis zur Zusammenarbeit mit dem Fernsehen. Rückblickend sagt sie: «Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir das Turnier in diesem Umfang mit allem drum herum wirklich durchführen konnten.»

Marina aus Konkurs gerettet

Seit letztem Herbst ist Daniel Grünenfelder, der CEO vom Marina-Hotel-Restaurant, ihr Chef. Das Mandat, das sie nun ausübt, ist wie auf sie zugeschnitten; die Zusammenarbeit klappt sehr gut, er habe viele Ideen und sei offen für Inputs. 
Am Schluss, als sie nach ihrem Bezug zum Resort gefragt wird, erzählt sie von einem Turnier in Schweden im Jahr 2017. Ihr Vater war in diesem Jahr als Präsident der Bergbahnen Flumserberg AG auch intensiv mit der Konkursverwaltung, welche den Konkurs der WRAG betreute, in Kontakt. Wenige Tage bevor sie an dieses Turnier
nach Schweden flog, überstürzten sich die Ereignisse. Ihr Vater war einerseits als Caddy und Coach für das Turnier in Schweden vorgesehen, andererseits zog sich der Investor vom Projekt am Walensee zurück. Während der Turnierwoche in Schweden gelang es ihrem Vater, mehrere vor allem einheimische Investoren für die Gründung einer Auffanggesellschaft zu begeistern. Parallel dazu mussten die Grundlagen für die Gründung der Marina Walensee AG geschaffen und vorbereitet werden. So war Melanie Mätzler eine Woche lang nicht nur mit Golf, sondern auch mit dem Walensee Resort intensiv beschäftigt. Dass dann die Übernahme von Hotel und Hafen nebst weiteren Gebäuden aus der Konkursmasse geklappt hat und dass ihr Vater bei der neuen Gesellschaft nun Verwaltungsratspräsident ist, hat sie sehr gefreut. Die 131 Stockwerk-Eigentümer des Resorts Walensee waren vom Konkurs der WRAG nicht direkt betroffen, sie profitieren jedoch davon, dass das Hotel, jetzt als Marina, wieder ein Begegnungsort für alle ist. Einen Teil der Stockwerk-Eigentümer lernte die Tochter am Begrüssungs-Apéro kennen – und sie zeigte sich schon voll im Element in ihrem neuen, aus der Corona-Situation entstandenen Job.


Der politische Förderer des Resorts

Der frühere Gemeindepräsident Balz Manhart aus Mols kennt die Anfänge des Resorts wie kaum ein anderer. Als Bub brachte er jeweils dem Vater die Mahlzeiten, wenn dieser in der Zementfabrik am Wochenende seine Zwölf-Stunden-Schichten arbeitete. Heute ist die Gosten-Halbinsel, die schon 2003 als ungeschliffenes Juwel bezeichnet wurde, nicht mehr wiederzuerkennen.

Von Irène Hunold Straub

Ja, die Überbauung gefalle ihm, sagt Balz Manhart, als er darauf angesprochen wird. Er war bei all die politischen Vorarbeiten dabei, sei es als Gemeindepräsident, als Präsident der Regionalplanungsgruppe oder als Kantonsrat. Schon damals war klar, dass die Halbinsel mit rund 80 000 Quadratmeter Land an bester Lage mit Seeanstoss einiges ermöglichen wurde: Auf 55 000 Quadratmeter wurde schliesslich gebaut.

Im ‹Ortsprofil›, einer Sonderzeitung, die damals dem „Sarganserländer“ beigelegt worden war, kann man nachlesen: „Im Rahmen der Erarbeitung des Ortsprofils wurde deutlich, dass diesem einzigartigen Stück Land direkt am Walensee bei der künftigen Entwicklung der Gemeinde Quarten eine höchst bedeutende Rolle beigemessen wird.“ Der Gemeindepräsident vermied es jedoch, hier selber Wohneigentum zu erwerben, um nicht in den Ruf zu geraten, von seiner Position profitiert zu haben.

Weitherum die grösste Baustelle

Als es soweit war, dass ein Projekt eingereicht wurde, verlangte die Gemeinde mit der Planeingabe ein grosses Modell der Überbauung. So konnte sich jeder vorstellen, wie die Gosten-Halbinsel dereinst aussehen würde.
Manhart erinnert sich an die organisierten Verkaufsreisen: Ab dem Flughafen Kloten reisten die Holländer in einem Bus an. Untergebracht waren sie in zwei Hotels. Wenn man am Abend noch zusammensass, waren gewöhnlich bereits über ein Dutzend Wohnungen verkauft. „Sie mussten die Wohnungen ab Plan kaufen, denn auf der Baustelle war noch nichts Konkretes ersichtlich.“

Damals durften gemäss der Lex Koller im Kanton St. Gallen pro Jahr lediglich 40 Wohnungen an Ausländer verkauft werden. Weil vorher vier Jahre lang nichts verkauft wurde, gab der Kanton der Gemeinde ausreichend Kontingente, dass alle Wohnungen an Ausländer verkauft werden konnten. Quarten galt als stukturschwache Gemeinde – man denke nur an die Schliessungen der Textilfabriken in Murg und Flums oder eben an die Zementfabrik. So erstaunt es nicht, dass dem Riesenprojekt ein grosser Goodwill entgegengebracht wurde. Man siehts auf früheren Filmen oder aus den Verkaufs-Videos und auch der frühere Gemeindepräsident erinnert sich lebhaft an die Bautätigkeit: „Es war weitherum die grösste Baustelle“, sagt er.

Viele Vorbereitungsarbeiten

Viele Stellen und Ämter waren damals involviert. Schon bald einmal war klar, dass zur besseren Verkehrsanbindung eine Personenunterführung vom Bahnhof her gebaut werden musste, welche das Areal mit den Schiffsbetrieben und der LUFAG verknüpft, und dass es Parkplätze brauchte. „Das Areal soll bewohnt und belebt sein“, wird weiter im «Ortsprofil» festgehalten. Das Angebot an Wassersportmöglichkeiten und Trendsportarten sowie Tauch- und Surfschulen sollte sich auf dem Gelände konzentrieren und vom grosszügigen öffentlichen Strandbad ergänzt werden.

Zusammen mit den Grundeigentümern, der Pro Natura und den involvierten kantonalen Stellen hatte der Gemeinderat schon in den Jahren 2000 und 2001 die Nutzungs- und Sondernutzungsplanung anlässlich verschiedener Workshops erarbeitet. Entsprechende Planungsgrundlagen wurden erlassen. Als Letztes wurde durch das Amt für Raumentwicklung über die ökologischen Aufwertungsmassnahmen sowie die Erschliessung befunden.

Selbstverständlich war Balz Manhart auch in der 20-köpfigen ‹Ortsprofil›-Arbeitsgruppe. Heute kann er auf eine arbeitsreiche, intensive, befriedigende Zeit zurückblicken. Kürzlich traf er sich – wie er es regelmässig tut – mit seinen ehemaligen Mitarbeitern im Rathaus. Die Überraschung: Jeder trug das mit „30. April 2011“ bedruckte T-Shirt, das auf den Tag genau zehn Jahre zuvor dem frisch pensionierten Gemeindepräsidenten geschenkt wurde – der Zusammenhalt ist immer noch da.

Der 75-jährige Balz Manhart-Frei wuchs in Mols auf.
Er absolvierte eine Verwaltungslehre auf der Gemeinde Quarten im Rathaus Unterterzen, wo er später viele Jahre als Gemeindepräsident amten sollte, und zwar von 1983 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2011. Zuerst lebte die junge Familie in Benken. Schon dort gehörte Balz Manhart 1980 bis 1984 dem Kantonsrat an. Später zogen Manharts nach Mols. Nach einer Amtsdauer Unterbruch politisierte er für die CVP Sarganserland von 1984 bis 2000 im Kantonsrat.
1997 /1998 präsidierte er den Grossen Rat des Kantons St. Gallen.
Er stand auch der Regionalplanungsgruppe Sarganserland als Präsident vor.
Die Manharts haben drei Töchter; diese leben in Unterterzen, Walenstadt und in Zug. Die drei Enkel sind demnächst volljährig. Im letzten Jahr starb Balz Manharts Frau nach jahrelanger schwerer Krankheit, ihr Mann pflegte sie mit der Hilfe einer seiner Töchter, der Spitex und der Palliativ-Ärztin bis zu ihrem Tod zuhause.

Von Sieg zu Sieg mit dem schwarzen Helm mit den weissen Punkten

30 Jahre lang bestritt der Bieler Andy Hofmann Motorrad-Rennen in verschiedenen Kategorien. Dreimal wurde er Deutscher Superbike-Meister. Vordere Plätze belegte er auch an der Superbike-Weltmeisterschaft; obwohl er jeweils nur wenige dieser WM-Rennen fuhr, erreichte er einen 5. Platz. Den BMW Boxer Cup hat er im Jahr 2003 mit 48 Jahren ebenfalls gewonnen. Noch heute schwärmt er von seinem Grand Prix-Sieg in Macau vor 200 000 Zuschauern.

Von Irène Hunold Straub

Ob der redegewandte, umgängliche Seeländer wohl der Einzige der Stockwerk-Eigentümer ist, über den es einen ausführlichen Wikipedia-Eintrag gibt? Die Zeiten der Rennen, der vielen Reisen, dem Applaus, der Presse-Termine, hat er zurückgelassen. Zuerst war es nicht einfach, loszulassen, auch wenn er – als selbständiger Personalberater – immer voll berufstätig war.

Aber auch heute noch sagt er frei heraus: „Das Benzin liegt mir im Blut.“ Fahrzeuge seien seine Leidenschaft, so erstaunt es auch nicht, dass er eine grosse Garage braucht und auch ein Oldtimer darin steht. Der gelernte Mechaniker schraubt fürs Leben gern. Selbstverständlichgehören auch mehrere Motorräder zu seinem Fahrpark sowie ein Motorschiff. Dieses lag zuerst im Bootshafen im Resort. Seit er mit seiner zweiten Frau Lisa das Haus nahe Biel gegen eine Eigentumswohnung in Gerolfingen getauscht hat, benutzen Hofmanns ihr Schiff auf dem Bielersee. Und sobald es Elektro-Autos mit einer grösseren Reichweite gibt, wird auch ein solches Fahrzeug gekauft.

In 30 Jahren 250 Stürze

Der Weitgereiste kann zweierlei vergleichen: die Entwicklung im Resort, da er schon fast zu Beginn seine Wohnung gekauft hatte. Er gehört damit zu den wenigen Schweizern, die fast zu Beginn dem Reiz des Resorts erlagen. Das zweite ist sein Sport, den er 30 Jahre lang betrieb. Andy Hofmann war begabt, unerschrocken, mutig und scheute vor nichts zurück. Seine Stürze während seinen 30 Jahren Rennerfahrung summieren sich auf rund 250. Am Schluss seiner Karriere, als er für BMW fuhr, sei er noch 4-5 mal jährlich gestürzt. Nach seinem ersten Rennen wurde er mit der Rettungsflugwacht heimgeflogen, von Le Castellet, 7 Stunden dauerte die Operation an Hüfte, Knie, beiden Schlüsselbeinen, den Ellbogen; damals war er 21.

“Es gefiel mir trotzdem sehr gut.” Er fuhr selbstverständlich weiter. Damals gabs noch keine Pneuwärmer, Andy schlief in einem Zelt, am Morgen war er steif und kalt, betreut wurde man noch nicht. Er merkte dann selber, dass er sich vor dem Start am besten aufwärmte, eine Runde joggen ging, den Körper dehnte.

Andys Helm sticht heraus

Volle Pulle in Macau, vorn der Mann mit dem  auffälligen Helm ..

Die Erfolge kamen. Schliesslich wechselte er nach Deutschland.
„Die Rennen in Speyer und Hockenheim waren immer meine Heimrennen wegen der Nähe zur Schweiz, wo Rundstreckenrennen nicht erlaubt sind“, so Hofmann. Als erster Schweizer gewann er den deutschen Meistertitel. Bei den Fans war er sehr beliebt, sein Markenzeichen: ein schwarzer Helm mit weissen Punkten. Fanden die Rennen im Umkreis von 1000 Kilometern statt, wurde mit dem Auto oder dem Wohnmobil gefahren, sonst nahm Andy,  den seine Frau oft begleitete, das Flugzeug.

.. und Siegerehrung

Ferien gabs nie, neben der Arbeit immer nur die Fahrerlager, die Trainings, die Rennen. Trotzdem sticht ein Rennen heraus, jenes in Macau, wo er als Sieger hervorging, vor einer Zuschauerkulisse von 200 000. So versteht er, was Profisportlern fehlt, wenn sie momentan vor leeren Rängen ihrem Beruf nachgehen.

 

 

Skifahren, biken, golfen, wandern

2004 fuhr er sein letztes Rennen, seither spielt er Golf. Zum 43. Geburtstag seiner Frau Lisa lud er sie, ihre Schwester und die mittlerweile 95-jährige Mutter ins Seedamm-Plaza in Pfäffikon ein. Tags darauf wollte man noch an einen schönen Ort fahren. Die Schwägerin wusste vom Restaurant im Resort, direkt am Walensee. Da gefiel es Hofmanns derart gut, dass sie fragten, ob es Wohnungen zu kaufen gebe. Es seien zwar alle verkauft, aber einige würden bereits wieder veräussert. Das Ehepaar sah sich vier verschiedene Wohnungen an und entschied sich schnell einmal für jene Maisonette-Wohnung, die sie heute besitzen. Fast jedes zweite Wochenende kommen sie hierher. Andy ist seit zwei Jahren pensioniert und seine Frau richtet ihre Arbeitstage so ein, dass sie jeweils ein verlängertes Wochenende im Resort verbringen können. Sie frönen dem Velofahren, dem Skifahren, dem Wandern. Das Golfen wird auf dem Golfplatz Heidiland betrieben, weil er dort eine kollegiale Atmosphäre geniessen kann. Er erinnert sich gerne an die Anfänge, als das Hallenbad noch geöffnet war, verschiedene Events mit den Holländern stattfanden. Den Entwicklungen im Resort verfolgt er mit Interesse und hofft, dass es für ihn und seine Frau weiterhin stimmt.


Das Grosszügige der Araber und das Genaue der Schweizer vereint

Teba Cosentino bringt zwei Kulturen mit: Sie hat die ersten Lebensjahre im Irak verbracht und ist dann nach Jordanien gezogen. Dank der Niederlassung und Einschulung in der Schweiz beherrscht sie die deutsche Sprache akzentfrei, das Arabische ebenso, mitsamt der anspruchsvollen Schrift. Sie unterstützt alle Stockwerkeigentümer, die vermieten und die Hilfe wünschen. Ausserdem arbeitet sie mit Freude und Engagement im Ausschuss mit.

Von Irène Hunold Straub

Die junge und aufgestellte Frau ist überall anzutreffen im Resort: Sie ist mit ihrem Elektro-Trottinett zielstrebig zwischen den Wohnungen unterwegs. Dort schaut sie zum Rechten. Neuerdings hat sich nach vielen Vorgesprächen eine Lösung realisiert, die für alle Beteiligten einen Gewinn darstellt: für die Marina AG, welche im Besitz der Rezeption ist und diese nun vermietet, für den Verwalter Matthias Willi, welcher soeben den StoWE mitgeteilt hat, dass er sich in den Büroräumlichkeiten im EG einmietet und eine Niederlassung eröffnet. Damit wird auch eine optimale Betreuung des Verwaltungsmandates des Resorts gewährleistet oder sogar noch intensiviert.
Ausserdem wird neu die bestehende Schalterhalle von Teba Cosentinos Firma „Property Management – Walensee House & Apartments“ für die von ihr bewirtschafteten Wohnungen belegt. So konnte sie im Sinne der Stockwerkeigentümer schnell etwas umsetzen.

Vom Bauen übers Organisieren

Das wurde der in Bagdad geborenen Teba, welche die ersten Jahre im Irak lebte, nicht in die Wiege gelegt. Der Grossvater war ein ranghoher Staatsbeamter, man lebte gut. Der Vater, ein Grafiker, war für mehr Demokratie. Schliesslich forderte der Grossvater die Familie und Onkel und Tanten auf, das Land zu verlassen – zur eigenen Sicherheit. Das war kurz vor dem Irak-Krieg. Der Weg von Teba und ihren Eltern führte über einen längeren Aufenthalt in Jordanien in die Schweiz: nach Birmensdorf. Alles war kleiner, aber sicher. „Wir wurden gut aufgenommen“, erzählt sie. Zuerst sprachen sie kein Wort Deutsch. Das änderte sich bald. Und nicht nur das. Tebas Mutter, eine Lehrerin, die etliche Schulbücher auf der Flucht mitgenommen hatte, lehrte ihr Töchterchen, arabisch zu schreiben. Seit sie auf ihrem Smartphone diese Sprache heruntergeladen hat, ist sie noch viel vertrauter damit geworden.

In der Schweiz kamen noch zwei Brüder auf die Welt. Als es bei Teba an die Berufswahlvorbereitung ging, wurde bald klar, dass es etwas sein musste, das erstens mit Häusern zu tun hatte und zweitens technisch sein sollte. Eigentlich wäre sie gerne Architektin geworden, aber ein Studium kam für die Tat-Begierige nicht in Frage, sie musste gleich arbeiten, mitbewegen können und wurde deshalb Gebäudetechnikplanerin. „Das duale Bildungssystem in der Schweiz ist grossartig“, kann sie sagen.

Amors Pfeil trifft sie in Basel

Teba Al Hashemi verschlug es auch nach Basel als Projektleiterin. Sie liebt es zu organisieren, zu planen, an alles zu denken, Probleme sind für sie zum Lösen da. Dabei strahlt sie und wirkt durch und durch kompetent. Es war an einer Sitzung, als Gerardo Cosentino in den Saal trat, seine Sache souverän vortrug, als es um die junge Frau geschehen war. Zum Glück waren Visitenkarten ausgetauscht worden, so dass sie einander näherkommen konnten. Einmal gab es einen romantischen Spaziergang im verschneiten Resort. Ihrem späteren Mann gefiel dieser Platz schon damals, Teba war sogleich begeistert, nicht ahnend, wie heimisch sie hier bald einmal werden sollte. Dass er schon einmal verheiratet war und zwei erwachsene Töchter hatte, sollte kein Hindernis sein. Die Tatsache dass sie je aus zwei Kulturen stammen, erachten beide als eine Bereicherung. Teba Cosentino, unterdessen Mutter der dreijährigen Arabella, sagt: „Ich möchte so spendabel sein wie ein Araber und so pünktlich wie ein Schweizer“.

„Wie ein Fliegen ohne Flügel“

Die Familie wohnt in Triesen, ist aber sehr oft in Unterterzen anzutreffen. In Triesen wird dem Polo-Sport gefrönt, welchen Teba erst nach dem Geburt des Töchterchens anpackte und den sie über alles liebt. „Es ist wie Fliegen ohne Flügel“, sagt sie. Auch Arabella ist schon begeistert von Pferden. Wenn viel läuft mit Vermietungen, dann sind Cosentinos öfter in Unterterzen. „Ich möchte dann vor Ort sein, niemanden hängen lassen, es soll keine herumirrenden Gäste mehr geben. Keine Reinigungsfachkräfte mehr, die Anwohner in irgendeiner Form frühmorgens stören. Keine zweckentfremdeten Lager und Büros.“ Die Bedürfnisse und Wünsche aller Stockwerkeigentümer setzt Teba als oberste Priorität an.

Leider kann Teba zur Angelegenheit WAP noch nichts sagen, weil sie weder von der WAP noch der Genossenschaft Walensee Vermietung ein offizielles Statement erhalten hat. Aber unabhängig davon steht sie seit Anbeginn für alle interessierte Wohnungsvermieter für unterstützende Fragen zur Verfügung. Teba Cosentino ist bereit. Egal, zu welcher Tageszeit oder ob am Wochenende: Sie wird die Gäste persönlich empfangen und ihnen auch gleich erläutern, wie sie sich zu verhalten haben. Ihre Homepage hat sie höchst professionell gestaltet, selbstverständlich auch in Arabisch.

Dass sie in den Ausschuss gewählt wurde, freut sie. Gerade hat sie etliche Stunden in das Bereitstellen und Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung investiert. „Ich bemühe mich, etwas zu gestalten, wenn es in meiner Hand liegt. Sie möchte nicht untätig sein.“ Wer sie kennt, glaubt es ihr aufs Wort. Sie ist kommunikativ und informiert, so dass alle wissen, woran sie sind.


Nach Studium in Lettland kommen Assmanns an den Walensee

Laura Assmann lebt seit zwei Jahren im Resort – und geniesst es sehr. Sie kommt aus Deutschland, genau wie ihr Mann Andy. Beide studierten in Lettland, wo sie sich kennenlernten. Heute ist er Zahnarzt, sie Ärztin. Töchterchen Emilia ist 15 Monate, die jüngste Bewohnerin des Resorts.

Von Irène Hunold Straub

Mutter und Töchterchen besuchen uns. Für die knapp 100 Meter sitzt Emilia im Kinderwagen, umringt von Lieblingsspielsachen. In der Wohnung, wo sie nun zu Besuch ist, sieht sie – aufgeweckt wie sie ist – andere, interessantere Dinge, die sie so beschäftigen, dass sie immer wieder verschmitzt lacht und Laute heraussprudelt, so dass man meint, sie beginne gleich zu sprechen.

Mutter Laura erzählt, wie es kam, dass sie ausgerechnet in Unterterzen gelandet sind: „Ich wuchs in der Nähe von Köln auf, Andy bei Dresden.“ Beide wollten Medizin studieren, hätten in Deutschland jedoch viel zu lange warten müssen. Sie studierten in Lettland – und lernten sich dort kennen und lieben. Andy wird Zahnarzt, Laura Ärztin. Zuerst verschlägt es sie ins Rheintal, wo er in einer Gemeinschaftspraxis in Buchs arbeitet, während sie im Landesspital Vaduz als Ärztin angestellt ist.

Sportfan Andy weiss vom oft windreichen Walensee, was beste Voraussetzungen fürs Windsurfen verspricht. Deshalb kommt er von Sevelen, ihrem damaligen Wohnort aus, oft ins Resort surfen. Und sieht eines Tages eine Immobilien-Reklame. Das Paar sieht sich Wohnungen an, schliesslich geht es noch um zwei, zwischen denen sie sich zu entscheiden haben. Beide liegen im Erdgeschoss, perfekt, um auf kürzestem Weg zum See zu gelangen. Seit zwei Jahren wohnen sie nun im Resort.

Integriert in Gemeinschaft

Als es an einer Stockwerkseigentümer-Versammlung einmal mehr um die Schaffung einer Hauswartsstelle ging, meldete sich Laura, damals hochschwanger, zu Wort und meinte, das könne auch sehr gut mit Nachbarschaftshilfe erreicht werden. Sie erwähnte ein paar Beispiele, die in ihrem Wohnblock bestens funktionierten. „Das halten wir immer so“, sagt sie.
Inzwischen sind Assmanns verheiratet, mit einer Zeremonie auf dem Schloss Sargans.
In Sevelen hätten sie kaum Kontakt mit den Mitbewohnern gehabt, aber hier klappe das wunderbar. Sei es, dass ein Paket entgegengenommen werden müsse, ein Schlüssel abgegeben werden sollte, etwas einzukaufen nötig sei. Als sie kurz vor der Niederkunft und ihr Mann am Arbeiten war, habe man ihr angeboten, sie jederzeit ins Spital zu fahren.

Mittlerweile haben Laura und Andy das Schweizerdeutsche gut verstehen gelernt, was ihnen natürlich auch in ihren Berufen zugute kommt. „Es fehlten ein paar Wörter, die man missverstehen konnte, aber aus dem Kontext ergab sich der Sinn oder dann fragte man halt nach.“

Neue Arbeitsstellen und gute Betreuung

Unterdessen wurde Andy mit der Leitung eines Zahnarztzentrums in Chur beauftragt. Es gibt ein paar Dutzend Standorte in der Schweiz; auch Buchs gehört dazu. Er pendelt jeweils dorthin und ist im Moment stark gefordert, denn ausser ihm und einem Assistenten fehlt noch ein weiterer Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin. Laura ihrerseits arbeitet seit dem Ablauf des Mutterschaftsurlaubs im Kantonsspital Chur. „Es ist ein Job-Sharing“, erzählt sie, manchmal Notfall, manchmal die Arbeit auf der Station. Da müsse man sehr flexibel sein. Manchmal würden lange Arbeitstage anstehen. Die Lösung für die Betreuung von Emilia in einer Kita liege nicht mehr drin. Zum Glück hat das Elternpaar nun eine ideale private Lösung für die Betreuung der Kleinen gefunden. Ein Glücksfall für alle.

Klagen und Corona

Assmanns sind erfreut, dass je länger, je mehr Wohnungen an Schweizer verkauft und weniger vermietet werden. Dadurch kommt es zu mehr Kontakten mit diesen Eigentümern. Allerdings bekommen sie auch mit, dass es Reibereien gibt bei Vorschlägen, die das Resort weiterbringen sollen, wie etwa die mit viel Aufwand geplante Photovoltaik-Anlage. „Es wäre wünschenswert gewesen, man hätte das Gespräch gesucht, anstatt gleich gegen die Gemeinschaft zu klagen“, meint die Ärztin.

Als erfreulich erachtet es sie, dass anscheinend eine Lösung für die Rezeption in Sicht ist. „Der jetzige Zustand ist für Feriengäste schwierig; man weiss nicht richtig, wohin man soll, und immer wieder irren Gäste durch die Anlage.“

Coronabedingt waren diesen Sommer die ausländischen Gäste rar, was die meisten keineswegs gestört hat. Denn es kamen andere, viele Schweizer, man fühlte sich wohler. Bis jetzt sei das Resort vom Virus zum Glück nicht betroffen worden, weiss Laura Assmann. Man lebe hier wie in einer Seifenblase, vorher sei sie einmal wöchentlich einkaufen gegangen und habe sonst keinen Kontakt zur Aussenwelt gehabt. Nun fahre sie im Auto nach Chur zur Arbeit, wo sie selbstverständlich mit dem Schutz einer Maske arbeite. Müsste sie in Zürich arbeiten, würde sie sich nicht mehr wohl fühlen. Ihr Mann sei es sich ebenfalls gewohnt, mit einer Maske zu arbeiten. Sie ist gespannt, wie sich die Situation weiter entwickeln wird und ob es zu einer zweiten Welle kommen wird.


Ein Konkurs als Befreiungsschlag

Daniel Grünenfelder, der frühere CEO der Tamina Therme in Bad Ragaz, ist nun schon den zweiten Sommer Gastgeber der Marina Walensee AG. Zum Hotel/Restaurant gehören auch der Hafen und die frühere Rezeption sowie  Wohnungen im Gebäude mit dem Intersport. Gleichzeitig ist er Inhaber und Geschäftsführer der Trampena GmbH.

Von Irène Hunold Straub

Den 46-Jährigen aufgestellten und umgänglichen, aber dennoch sehr bestimmten Geschäftsleiter reut es keinen Moment, dem Ruf der Verantwortlichen gefolgt zu sein

Daniel Grünenfelder

und das mondäne, sehr gut laufende Bad Ragazer Unternehmen mit dem fast mediterranen Marina getauscht zu haben. Das Resort, von dem er als Wangser immer wieder mal hörte, hat ihn schon immer fasziniert. Er liebt die Umgebung am See, den Umgang mit den Menschen und die Möglichkeit, seine eigenen Ideen einbringen zu können. In der Homepage seines Unternehmens Trampena GmbH schreibt er: «Ich berate und begleite – analysiere und handle. Ich übernehme aber auch gerne operativ den Lead, ziehe die Fäden, baue Zellen, die ineinander und miteinander funktionieren.“

Das bietet er seinen Kunden. Im Marina wendet er es zweifellos in eigener Sache an. Jedenfalls kann er trotz Corona auf einen sehr erfolgreichen Sommer zurückblicken. Für einmal ohne arabische Gäste, dafür mit vielen Schweizern, auch solchen aus dem Welschland. Er erzählt, dass seine Angestellten die BAG-Vorschriften strikte umgesetzt hatten, jedoch in der idealen Lage waren, über viel Raum draussen wie drinnen zu verfügen. Wichtig sei das Vertrauen der Gäste gewesen, die wieder und wieder kamen. Auch solche, die andernorts keinen Platz fanden – im Resort waren sie willkommen. Allerdings benötigte man auch hier an vielen Abenden eine Reservation, oft waren die warmen Sommerabende ausgebucht.

Schon viel dazu gelernt

Daniel Grünenfelder sah sofort, wo Not am Mann war, was auch baulich verbessert werden musste. Das Hallenbad sah katastrophal aus. Es war schon lange klar, dass damit nichts mehr anzufangen war. Das führte zu einem für ihn wie für die Stockwerkeigentümer einschneidenden Ereignis: Ausgerechnet in den Vor-Weihnachtswochen liess er, der studierte Betriebswirt, der überall Baustellen sah, alte Installationen abbrechen, Abbruchmaterial abführen und räumte im Gebäude auf. Die Telefone liefen heiss, Mails wurden hin und her geschickt.

.. hier vor der Lounge

„Ich habe viel gelernt in diesem Jahr“, blickt er zurück. Das nachbarschaftliche Verhältnis war aufgrund der bestehenden Geschichte belastet und die Zusammenarbeit nicht einfach. Insbesondere war auch nicht immer klar, wer wofür zuständig ist und wer für wen spricht. Das hat sich gebessert, als Matthias Willi als Koordinator für die Stockwerkeigentümer auf den Plan getreten ist. Beim sogenannten Event-Raum, den die Marina Walensee AG im ehemaligen Hallenbad einrichten wollte, hat er – nach mehreren Einsprachen von Anwohnern – Abstriche gemacht und will ihn nur noch für private, nicht mehr für öffentliche Anlässe nutzen. Er weist darauf hin, dass es im Tal praktisch keine solchen Säle mehr gibt. Hochzeiten und Familienanlässe sollen hier durchgeführt werden. Was noch aussteht, ist eine Messung der Schallbelastung, was er noch anpacken wird. Ausserdem hat er eine bestechende Lösung für das Parkplatzproblem gefunden: den an Abenden leer stehenden Parkplatz der Lufag. Zudem hat die Marina Walensee AG mit dem Kauf der alten Rezeption zusätzliche Parkplätze unterhalb der Bahngleise erworben. Der Realisation seines Vorhabens sollte nichts mehr im Wege stehen.

Ein Geben und Nehmen

Unterdessen hat Daniel Grünenfelder längst erkannt, dass die Bedürfnisse der Vermietenden und der wachsenden Zahl der im Resort Wohnhaften verschieden sind. Er begrüsst alle gerne im Restaurant, auch wenn er nicht der Mann an der Front ist, sondern im Hintergrund seine Fähigkeiten spielen lässt. Etwa die Umwandlung des herrlichen Platzes direkt über dem Yacht-Hafen in eine lauschige Lounge. Oder das längst fällige Überholen der Hafen-Einrichtung. Besonders liegt ihm auch das Organisieren von den verschiedensten Anlässen, Abenden, Musik-Darbietungen, Lesungen mit regionalen Akteuren. Sowie die Beherbergung von Gruppen, Sportlern, Klassenzusammenkünften. Nichts ist ihm zuviel. Vor allem freut es ihn, wenn Leute gwundrig sind, die das Marina noch nicht kennen, wenn sie es entdecken. Leidenschaft und Herzlichkeit nennt er als Begriffe.

Hingegen gehe es nicht an, dass das Hotel alleine Dienstleistungen für herumirrende Gäste erbringe. Eine Lösung für die jetzt Vermietenden könnte sich in Zukunft im ehemaligen Rezeptionsgebäude abzeichnen. Denn, so Grünenfelder: „Ich bin stets an einem Konsens und an einer Lösung interessiert. Dabei muss man ständig im Auge haben, dass es ein Geben und Nehmen ist.“
Schon jetzt scheint klar zu sein, dass der WRAG-Konkurs, von dem weit über das Sarganserland hinaus die Rede war, zum Befreiungsschlag geworden ist.


Boy Fox liebt See und Berge

Der Holländer Boy Fox zog im Dezember 2008 in seine Wohnung im Resort ein. Entgegen den Versprechungen war sie noch nicht fertiggestellt und die Familie hatte zu improvisieren. Seither ist viel geschehen. Er ist nach wie vor vom Potenzial der Anlage überzeugt. Nach dem Tod seiner Frau Marij wollte er verkaufen; Tochter Paddy und die Enkelkinder konnten ihn davon abhalten. Heute ist er froh darum.

Von Irène Hunold Straub

Vorgesehen war ursprünglich, dass das Ehepaar Fox in Friesland Ferien machen würde. Sie hatten bei der Firma Dormio eine Option auf eine Ferienwohnung dort gekauft, drei Autostunden von ihrem Wohnort bei Aachen entfernt. Als sie jedoch von dieser Firma einen Prospekt mit Abbildungen des künftigen Resorts Walensee zugeschickt bekamen, änderten sie ihre Meinung: Weshalb nicht Ferien in den Bergen unmittelbar an einem See verbringen – sommers wie winters? Der Tausch war möglich, man freute sich aufs Einziehen.

Boy Fox

Heute lacht der 77-Jährige, hoch aufgeschossene Holländer über die Anfangsschwierigkeiten. Er habe mehrere Male nachgefragt, ob die Wohnung wirklich fristgerecht bezugsbereit sei. Denn der erfahrene Bauunternehmer hatte bei einem Besuch vier Wochen vor der Eröffnung seine Bedenken geäussert. „Kein Problem“, war die Antwort. Die Familie musste sich dann aber nach acht Stunden Autofahrt mit Matratzen behelfen, Betten gab es noch keine. Überall war Schmutz, waren Baustellen.

Vom Oktoberfest bis zum Neujahrsschwimmen

Dann aber entwickelte sich das Resort. Man lernte die Nachbarn kennen, nahm die Annehmlichkeiten einer Rezeption mit dem kleinen Lebensmittelladen in Anspruch , die Wellnessangebote oder planschte im Hallenbad. Das freute vor allem die Enkelkinder damals nach einem Skitag draussen im Schnee. Boy Fox erlernte das Skifahren ebenfalls. In den Flumserbergen benötigte es plötzlich Skilehrer, die Holländisch sprachen. Heute sind sogar zwei der Enkelkinder unter den Unterrichtenden! Vermieten kam für ihn nie in Frage; denn die Familie nutzte die grosszügige Ferienwohnung fünf- bis sechsmal pro Jahr.

Der Holländer erzählt von Anlässen zu bestimmten Jahreszeiten. Vom Oktoberfest oder vom Neujahrs-Schwimmen oder dem Schlittschuhlaufen auf der Fläche vor dem Hotel. Er bedauert, dass die gemeinsamen Aktivitäten von einst und der innere Zusammenhalt im Resort weitgehend verschwunden sind.

Bald nach der Inbetriebnahme des Resorts zeigte sich, dass die Bedürfnisse der Käufer auseinandergingen: Die einen sahen ihr Objekt als Investition und wollten ihre Wohnungen zum besten Preis vermieten. Andere hatten einfach Freude an Ferien an diesem schönen Ort. Manche wollen alle Leistungen, scheuten jedoch die Kosten. Boy Fox: „Man möchte viel haben und wenig bezahlen.“

Vergebens bei den Balkonen engagiert

Als sich ein grösserer Baumangel bei den Balkonen herausstellte, setzte sich Fox ein und erarbeitete einen ganzen Ordner voller Grundlagen und Berechnungen. Man wurde sich nicht einig, seine Arbeit war vergebens; schliesslich wurde es anders gemacht, in der Meinung, die Kosten wären tiefer. Sie waren dann aber deutlich höher. Seither zog sich der im Bauen und Planen erfahrene Holländer zurück.

Gleichzeitig schaute er nach seiner Frau Marij, die kaum noch gehen konnte, für die er sorgte, so gut es ging. Im Resort fühlte sie sich wohl. Auf Wanderungen ging er oft mit einem seiner Angestellten und Nachbarn, seinem Freun Adri, der auch krank wurde. Er erinnert sich gut an die letzte Wanderung mit ihm, als sie gemeinsam auf einer Bank in den Flumserbergen sassen und der Freund aufs Resort hinabblickte – wohl wissend, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.

Der Witwer und die Witwe

Als vor fast vier Jahren die Frau von Boy Fox ebenfalls starb, wollte er die Wohnung verkaufen. Die Jungen hielten ihn davon ab. Ein ganzes Jahr reiste er nicht mehr in die Schweiz. Dafür kümmerte er sich um die Nachbarin, die Frau des verstorbenen Freundes. Sie war sehr krank, er kaufte für sie ein und kochte sogar für sie.

Als sie genesen war, setzten sie die gemeinsamen Mahlzeiten fort. Sie kamen sich näher und nun ist sie mit ihm gemeinsam im Resort. Kürzlich wanderten sie die Wege ab, die Boy Fox zusammen mit ihrem verstorbenen Mann gegangen waren. Boy Fox und Tochter und Enkelkinder lieben das Resort; sie besuchen es wieder öfter – und geniessen den See und die Berge.


Matthias Willi aus Mels ist der neue Verwalter der Stockwerkeigentümer- Gemeinschaft des Resorts. Anfang 2020 löste er seinen Vorgänger André Häne ab.

Mit Matthias Willi sprach Irène Hunold Straub

Herr Willi, hatten Sie schon je ein derart umfassendes Mandat wahrzunehmen?

Matthias Willi: Nein, noch nie. Normalerweise betreuen wir im Stockwerkeigentum kleinere Gemeinschaften, die fünf bis vierzig Wohnungen umfassen. Hier sind es 130 in den verschiedensten Häusern.

Matthias Willi ist seit Anfang 2020 als neuer Verwalter tätig – und hat schon einiges erreicht

Haben Sie mittlerweile einigermassen den Durchblick wie die verschiedenen Eigentümergruppen zusammengesetzt sind und was sie wollen?

Ja, das habe ich. Mein Team und ich haben uns ganz zu Beginn detailliert in die Aktenberge vertieft, um ein Gespür für die Befindlichkeiten zu bekommen. Ich merkte auch, dass es teilweise verhärtete Fronten gibt. Allerdings sehe ich, dass zur Zeit meines Vorgängers sehr viel positive Arbeit geleistet wurde und etliche Knöpfe gelöst werden konnten. Hut ab, kann ich da nur sagen.

Eigentlich erstaunt es nicht, dass nicht alle dasselbe wollen.

Darauf war ich gefasst. Es gibt solche, die Wohnungen haben, die sie vermieten möchten, andere, die nicht vermieten und neuerdings je länger, je mehr sogar solche, welche im Resort leben. Die meisten kommen gut aneinander vorbei und selbst die Vermietungs-Organisation hat begriffen, dass sie nicht alles nach ihrem Gusto durchsetzen kann. Wie sich die erwähnten einzelnen Gruppen organisieren, ist im Prinzip egal, wichtig ist, dass man das Ganze sieht, dass es dem Resort gut geht.

Haben Sie nebst Ihrer Einarbeitungsphase schon Ziele erreicht, von denen man etwas berichten kann?

Ich bin an verschiedenen Fronten tätig geworden. Etwa mit der Neuvergabe der Versicherungen der Stockwerkeigentümer-Gemeinschaft. Unsere bisherige Versicherung hat uns aufgrund eines schlechten Schaden-Renommées gekündigt. Unterdessen haben wir bei der Zürich Versicherung einen guten Deal ausgehandelt, allerdings mit einem höheren Selbstbehalt. Gesamthaft betrachtet können wir als Gemeinschaft somit Kosten einsparen.
Weiter finden im Moment intensive Besprechungen mit den Anstössern und Vertragspartnern wie der Marina Walensee AG, der LUFAG AG und der Bergbahnen Flumserberg AG statt. Ziel ist es, die Zusammenarbeit und gegenseitige Nutzungen zu regeln, Konflikte beizulegen und wo möglich «Win-Win-Situationen» zu erzielen.

Das wird wohl nicht einfacher, nachdem das Restaurant von einer neuen Gesellschaft betrieben wird und das Wellness-Gebäude an Dritte verkauft wurde.

Ich sehe dies eher als Chance; aber natürlich birgt die neue Konstellation auch Gefahren. Es bietet sich nun die Möglichkeit, verschiedene Punkte zu regeln, die schon lange ungeregelt sind. Persönlich finde ich es sehr positiv, wenn brachliegenden Gebäuden wie dem Restaurant, dem Hallenbad und der Wellnesshalle wieder Leben eingehaucht wird.
Wichtig ist, dass jeder seine Ideen im und rund um das Resort offensiv mit der Stockwerkeigentümer-Gemeinschaft kommuniziert und auch auf die Bedürfnisse der Stockwerkeigentümer Rücksicht genommen wird. Nur so können alle ins selbe Boot geholt werden.

Und wie steht es mit dem redimensionierten Baugesuch für die Umnutzung des Hallenbades?

Beim ersten Projekt sind über 30 Einsprachen eingegangen. Daraufhin kam es zum jetzt vorliegenden redimensionierten Baugesuch. Auch die Kommunikation seitens der Bauherrschaft wurde etwas verbessert. Aufgrund der Corona-Krise musste auf Informations-Anlässe verzichtet werden. Es sind nun wiederum Einsprachen eingegangen. Wohl etwas weniger, aber doch einige.

Ein Thema scheint immer wieder die Hauswartung zu sein, welche im Moment die Immofacility ausführt. Anscheinend erhalten Sie Offerten von anderen Unternehmen sowie ab und zu Beschwerden von Eigentümern?

Wie ich das bis jetzt sehe, macht die Immofacility einen guten Job. Sie hat ein Mandat, das sie zu einem Pauschalpreis ausführt. Wann und wie das gemacht wird, ist ihr Entscheid. In erster Priorität muss für mich die Qualität stimmen, was aus meiner Sicht der Fall ist.
Dennoch werden wir den Preis mittels einer Neuausschreibung des Mandates überprüfen lassen.Wobei bei der Vergabe nicht allein der Preis entscheiden wird. Wir arbeiten mit verschiedensten Hauswartungs-Unternehmen zusammen und nicht jeder kann ein derart umfangreiches Mandat seriös betreuen.

Wie grenzen Sie sich ab?

Grundsätzlich ist im Reglement und in unserem Verwaltungsvertrag genau geregelt, was unsere Aufgaben sind. Die Abgrenzung zwischen den Aufgaben der Verwaltung und jener, wo via Ausschuss Geschäfte der Mitglieder-Versammlung vorgelegt werden, ist nicht immer einfach. Es gibt grenzwertige Geschäfte. Auch versuchen wir bei Anliegen zu helfen, die nicht unbedingt unser Mandat betreffen.

Sie scheinen gut vernetzt zu sein, die „Player“, wie Sie sie nennen, zu kennen.

Ja, ich bin in Mels aufgewachsen und kenne die meisten, die an den wichtigen Drehpunkten agieren. Da kann man auch mal miteinander ganz unbürokratisch reden und bisweilen mehr erreichen als mit offiziellen Terminen und eingeschriebenen Briefen. Manchmal spürt man, dass alte Geschichten rund um das Resort noch nicht vergessen sind. Aber es sieht schon viel besser aus als in der Vergangenheit. Irgendwann werden die Ressentiments vergessen sein und der Freude über das neu aufgestellte Resort weichen.

Danke für das Gespräch, Herr Willi.


Liliane Mertens, Frau der ersten Stunde

Liliane Mertens-Toldo ist praktisch die Einzige, welche seit Beginn ihren Wohnsitz im Resort hat. Sie erlebte die Entwicklung hautnah mit und arbeitete nicht nur im Ausschuss, sondern engagierte sich ebenso in der Lohn-Buchhaltung der Festangestellten des Resorts. Ihr Lebensplan wurde durch zwei schwere Krankheiten durchkreuzt.

Von Irène Hunold Straub

Mit der jugendlich wirkenden End-Sechzigerin, die ihren Rheintaler-Dialekt behalten hat, kann man sich blendend unterhalten. Sie weiss viel, hat enorm viel geleistet und ihre Frau gestanden: im Unternehmen ihres Vaters, der Strassenbau-Firma Toldo in Sevelen. Zusammen mit ihrer Mutter und den zwei Brüdern war sie in der Geschäftsleitung des Unternehmens mit damals ungefähr 230 Mitarbeitenden tätig.

Liliane Mertens-Toldo ist sozusagen eine Frau der ersten Stunde im Resort.

Sie war für die Finanzen mit allen dazu gehörenden Arbeiten wie Buchhaltung, Lohnwesen, der Ausbildung von Lehrlingen zuständig. „Wir haben im Stammhaus in Sevelen ein Bürohaus gebaut mit zwei Attikawohnungen. In einer wohnte meine Mutter bis zu ihrem Tod, in der anderen ich“, erzählt sie. Als zwei ihrer Neffen in die Firma einstiegen, konnte sie wie gewünscht einen grossen Teil ihrer Aufgaben abgeben. Und eine Frühpensionierung mit 62 Jahren sowie eine neue Wohnung ausserhalb des Betriebes wurde angestrebt.

Wohnungen noch nicht fertig

Die von ihrem deutschen Mann Geschiedene wurde fündig im Resort. Damals war es im Bau, etliche Wohnungen waren schon verkauft. Die Holländer wurden mit Cars in die Schweiz gefahren, um hier für eine ihrer künftigen Immobilien begeistert zu werden. Sie, die hier wohnen wollte, wurde nicht mit offenen Armen empfangen, denn es wurde erwartet, dass man vermieten sollte. Trotzdem fand sie ihre Traumwohnung, von der sie heute noch voll überzeugt ist.

Für das Weglassen der Sauna war es zu spät. Hingegen konnte sie ihre eigene Küche mitbringen und einbauen lassen. Beim Einzug war etliches noch nicht fertig. Liliane Mertens erinnert sich, dass sie mal am Abend nach einem langen Arbeitstag erschöpft in ihrer Wohnung ankam. Die Stühle waren hochgestellt, die Teppiche weggerollt, damit der Boden behandelt werden konnte. Mit Beine hochlagern und entspannen war vorerst nichts. Solche Vorkommnisse gab es etliche, denn das Resort sollte unbedingt an Weihnachten 2008 eröffnet werden.

Spital statt Weltreise

Drei Jahre lang pendelte sie noch zwischen Sevelen und Unterterzen hin und her. Ausserdem wurde sie angefragt, im Ausschuss mitzuarbeiten, damit nicht nur die Holländer das Sagen hatten. Sie hatte die Protokolle zu verfassen. Bevor sie ihren Traum einer Weltreise realisieren konnte, erkrankte sie ein Jahr zuvor an Leukämie.

Ihre Familie half ihr sehr und im Resort waren die Mitarbeiter, aber auch verschiedene Eigentümer eine wichtige Stütze in dieser schweren Zeit. Nach der Erholungsphase blieb Liliane Mertens das Wandern. Da kam ein erneuter Tiefschlag: Die Lungenkrankheit COPD wurde attestiert. Auch diese hat sie überstanden; allerdings ist heute einiges nicht mehr möglich.

Nach dem Schwimmen ins Restaurant

Als es wieder aufwärts geht mit der Gesundheit, kann die frisch Genesene die Annehmlichkeiten des Resorts in vollen Zügen geniessen.

Man unternahm gemeinsam Ausflüge: hier Liliane Mertens links zusammen mit zwei holländischen Freundinnen in den Flumserbergen.

Sie schätzt den Wechsel der Zeiten, wenn Gäste anwesend sind und Betrieb machen und dann wieder die Ruhe während der Zwischensaison im April und November. Sie bekommt mit, wie jene Eigentümer, welche mit der Vermietungs-Organisation Landal zusammenarbeiten, selber nur während festgelegten Zeiten die Wohnung selber beanspruchen können. Diese müssen genau das vorgeschriebene Mobiliar anbieten, es gibt keine persönlichen Bilder. Trotzdem fühlt sie sich wohl in ihrem kleinen Paradies.

Besonders gerne erinnert sie sich ans das tägliche Schwimmen im Hallenbad. Morgens um 9 trafen sich ein paar Frauen, schwammen ihre Längen, um danach noch im Restaurant des Hotels zusammenzusitzen. Sie erinnert sich: „Wir waren wie eine Familie.“ Heute ist das Hallenbad geschlossen; es gibt ein Projekt für eine Umnutzung als Eventraum.

Die Araber kommen

Selbstverständlich hat die Frau der ersten Stunde die ganze Veränderung mit dem Wechsel des Gästesegmentes miterlebt. Zeitweise kamen Juden, welche jedoch jedes Mal neue Pfannen forderten. Als man dieser Forderung nicht mehr nachkam, blieben sie weg. Von den Russen spürte man insofern nicht viel, als es sich um eine Vier-Stern-Anlage handelt, die Russen sich jedoch noch mehr Luxus gewöhnt sind. Einzig eine Familie mit Kindern kam immer wieder und fühlte sich willkommen.

Und dann tauchen die Araber auf. Liliane Mertens erinnert sich gut, wie ihre Putzfrau mal die Türe öffnete und ihr vier schwarz verschleierte Figuren gegenüberstanden – und ihr einen gehörigen Schrecken einjagten. “Als dieser Wechsel kam, waren die Holländer nur noch den ersten Sommer da, danach blieben sie weg.“

Immer mehr, die nicht vermieten

Die Gäste-Segmente dürften sich weiter ändern. Denn je länger, je mehr verkaufen die Holländer ihre Wohnungen, vielfach auch aus Altersgründen. Überwiegend Schweizer erstehen diese Wohnungen und leben fest im Resort oder sind häufig hier; sie vermieten gar nicht erst. Für die langjährige Eigentümerin ist es verständlich, dass diese selber für sich schauen möchten und nicht auf Hauswartdienste angewiesen sind.

Liliane Mertens jedoch schätzte in früheren Jahren, wenn das Putzpersonal vorbeifuhr und feststellte, wann Rollläden geschlossen und Eigentümer abwesend waren.

Das Restaurant als Treffpunkt; es war, als wäre man eine Familie.

Sie hatte auch ein gutes Verhältnis mit der Rezeption und teilte jeweils mit, wann sie abwesend sein würde. Sehr gut kam sie mit den Angestellten des technischen Dienstes aus. „Das klappte alles tiptopp“, erinnert sie sich.Es sei fast wie ein betreutes Wohnen gewesen. Für sie ist klar, dass die jetzige Wohnung nicht wie ursprünglich vorgesehen die letzte sein wird, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen wird, wo sie nicht mehr auf sich allein gestellt leben kann. Hoffen wir, dass diese Zeit noch in weiter Ferne ist, dass sie noch unbeschwerte Jahre so nah am See geniessen und weiterhin einfache Wanderung unternehmen, viel lesen und viel Spiele machen kann.