Unser Geld – was wir jeden Tag in den Händen haben und doch kaum kennen

In der kleinen Serie über unser Geld wollen wir einige Besonderheiten, Kuriositäten oder gar Rekorde der Schweizer Währung aufzeigen.
Sie ist vorwiegend für unsere ausländischen Eigentümer und Gäste gedacht, welche mit unserem Geld und seiner Geschichte vermutlich nicht so vertraut sind.

Von Peter Straub

Der halbe Franken – eine Münze aus alten Zeiten
Die Lateinischen Münzunion
Der Fünfliber
Das Kleingeld: der Rappen
Unser Papiergeld – die Banknoten der 9. Serie
«Nach Golde drängt doch alles» – unser Goldvreneli
Die Schweizerische Nationalbank
Vollgeld – Vom Wert des Geldes


Der halbe Franken – eine Münze aus alten Zeiten

In der Schweiz wird Bewährtes nur ungern verändert. So sind die Münzbilder der Franken-Münzen mitterweile die europa- wenn nicht sogar weltweit ältesten bei Geld, welches noch im Umauf ist.
Insbesondere
mit der ½-Franken-Münze hat sich seit über 170 Jahren ein währungspolitisches Fossil gehalten.

Besonders logisch ist die Münze nicht. Sie ist kleiner und dünner als die tieferwertigen Zwanziger und Zehner, was vor allem für Ausländer eher verwirrlich ist.

Die Münze, welche Deutschschweizer «Füfzger» nennen (französisch 50 Centimes, italienisch 50 Centesimi, rätoromanisch 50 Raps), aber niemand «halber Franken«, ist einer der wenigen übrig gebliebenen Zeugen der «Lateinischen Münzunion» von 1865.

Die damalige Festlegung von Grösse, Gewicht, Münzbild und (in der Schweiz bis 1967) Silbergehalt bestimmen noch heute das Aussehen der ½, 1 und 2 Fr.-Münzen.

Der 2-Fränkler mass 27 mm und wog 10.0 g, der 1-Fränkler mass 23 mm und wog 5.0 g und der ½-Fränkler mass 18 mm und wog 2.5 g. Deren Silbergehalt war 835/1000, das war knapp unter dem Nominalwert der jeweiligen Münzen.
Man kann es gerne nachprüfen: Die Masse stimmen auch heute noch – mit jeweils + 0.2 mm für die Riffelung.

Belgischer ½-Franc

Die ½-Franken-Münze gab es bereits ab 1850, zuerst allerdings noch mit 900/1000 Silberanteil. Die damals neu geschaffene eidgenössische Münzstätte prägte sie in Übereinstimmung mit der französischen 50-Centimes Münze. Das einzige andere Land mit einer ½ Franc-Münze war Belgien zwischen 1833 und 1850. Denn auch das 1830 neu entstandene Belgien lehnte seine Währung an die französische an.

Als der Silberpreis Mitte der 60er-Jahre über CHF 15 pro Unze stieg, verschwanden die Original-Silbermünzen aus dem Umlauf, da sie zu Spekulationszwecken gehortet oder eingeschmolzen wurden. Deshalb werden sie seit 1967 aus einer Kupfer-Nickel-Legierung geprägt.

Varianten Material: 1850/51 Silber 900/1000; bis 1967 Silber 835/1000; ab 1967Cu/Ni
Varianten Münzbild: 1850/51 Helvetia sitzend; ab 1875 Helvetia stehend, 22 Sterne; ab 1983 23 Sterne (einer mehr für den Kanton Jura); Wertseite seit 1850 unverändert


Die «Lateinische Münzunion»

Der Euro ist beileibe nicht der erste Versuch, eine regionen- oder länderübergreifende Währung zu schaffen. Tatsächlich gab und gibt es jede Menge solcher Münz- und/oder Währungsunionen.
Gemeinsam war diesen Gebilden, dass sie labil waren. Nur wenige haben die Zeit überdauert – das wohl erfolgreichste Beispiel ist die Währungsunion zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Die funktioniert seit 1924, also seit fast 100 Jahren, ganz leidlich.

Doch hier geht es um jenen grossen, übernationalen Währungsraum, an welchem die Schweiz massgeblich beteiligt war: die Lateinische Münzunion.

Meine erste Begegnung mit ihr war eine literarische: Vor rund 60 Jahren lasen wir in der Klosterschule die Novelle «Der gestohlene König von Belgien» von Heinrich Federer.
Uns Knaben schien es damals wenig einleuchtend, dass ein Bub vom Lande auf eine belgische 5-Franc-Münze stossen sollte. Doch unser Lehrer kannte sich in Geschichte aus: 1911, als Federer den Text schrieb, war die Schweiz Mitglied der Lateinischen Münzunion, wo ausländisches Geld gleichwertig in allen teilnehmenden Ländern zirkulierte.

Und das kam so: Im 19. Jhd. bildeten sich in Europa eine ganze Reihe von Staaten: 1830 Belgien, 1848 die Schweiz, 1861 Italien. Unter der Federführung – und beträchtlichem Druck – von Frankreich unter Napoleon III. übernahmen sie dessen dezimale Währung mit identischen Münzwerten und -gewichten für die 5-Franken-Silber- und die 5-, 10- und 20-Franken-Goldmünzen.
Die in Federers Geschichte erwähnte 5-Franken-Silbermünze war mit 37 mm Durchmesser ein Riesending und wog 25 g. Es handelte sich dabei durchwegs um Kurantmünzen.

Anders als England und ab 1871 das Zweite Reich, die auf einen Goldstandard setzten, galt hier ein Doppelstandard: Gold wurde als 15.5 mal wertvoller als Silber definiert.

Die Lateinische Münzunion bestand ab 1865, Ende 1868 trat zudem Griechenland der Union bei. Das fanden nicht alle eine gute Idee: «In keinem Fall ist Griechenland ein wünschenswertes Mitglied der Währungsunion. Das Land ist in einem bemitleidenswerten Zustand: Wirtschaftlich unseriös, von politischen Streitereien gelähmt und finanziell verrottet.»
Das sagte nicht ein AfD-Politiker, das schrieb ein US-Währungsexperte anno 1901.

Trotz den von Anfang an erkenntlichen Schwächen, war die Idee einer einheitlichen Währung so attraktiv, dass weite Teile Europas und einige Staaten Südamerikas zumindest zeitweise wertgleiche Münzen prägten. So waren auch die Goldmünzen von Russland und Österreich-Ungarn an das System gekoppelt und in den Mitgliedsländern gleichwertig im Umlauf; nur Deutschland und England blieben – aus politischen Gründen – dem Verbund fern.

Das Ende brachte der Erste Weltkrieg: Die Länder druckten massenhaft Papiergeld, um den Krieg zu finanzieren, werthaltige Münzen verschwanden deshalb aus dem Umlauf.

Formell stieg die Schweiz Ende 1926 aus der Lateinischen Münzunion aus, behielt aber die Silbermünzen (mit geringen Modifikationen) noch 40 Jahre bei.
Auch die 10er und 20er Goldmünzen werden bis heute von der Nationalbank jederzeit zum Nominalwert eingetauscht – ein Dienst, der eher selten in Anspruch genommen wird (= der Handelswert ist rund 10 mal so hoch).

Kurantgeld

Lydische Münze, 6. Jahrhundert BC

Seit dem Beginn der Prägung von Münzen in Lydien vor mehr als 2500 Jahren war der Metallwert der Münze entscheidend für deren Kaufkraft. Derart «werthaltige» Münzen nennt man Kurantmünzen.
Kurantgeld verschwand erst nach dem Ersten Weltkrieg und wurde durch Fiatgeld ersetzt, also durch Geld, das nur noch so tut, als sei es etwas wert.

Die Lateinische Münzunion war der letzte grosse Währungsraum auf der Basis von Kurantgeld.

Allerdings war das Bretton-Woods-System nach dem Zweiten Weltkrieg der Versuch einer Wiederbelebung, da ihm ein Dollar mit 100 % Golddeckung zugrunde lag.
Es funktionierte zwischen 1945 und 1971, dann musste Nixon infolge der absurden Überbewertung des Dollars die Goldbindung beenden.

Wert von Gold und Silber

1865 wurde ein Gramm Gold mit 3.445 Franken bewertet. Heute sind es rund 54.2 Franken: Relativ zu Gold hat der Franken heute noch gut ein Sechzehntel des Wertes. Das entspricht recht genau der realen Entwertung – Gold hat also heute die gleiche Kaufkraft wie vor 150 Jahren.

Ganz anders Silber. Damals war Gold 15.5 mal so teurer wie Silber. Heute ist Gold rund 75 mal so teurer wie Silber.


Der Fünfliber

Der Fünfliber, wie die Schweizer Münze mit dem Wert von fünf Franken genannt wird, hat seit 1850 die grössten Änderungen erfahren. Der Grund: Sie war zu Zeiten der Lateinischen Münzunion (1865 bis 1926) eine Kurantmünze, deshalb waren Grösse (37 mm), Gewicht (25 g) und Silbergehalt (900/1000) mit den andern 5-Franken-Münzen der Mitgliedsländer identisch.

1928, nach Auflösung der Lateinischen Münzunion, wurde der Fünfliber schrittweise kleiner und leichter, seit 1967 besteht er aus Cu/Ni und wiegt noch 13.2 g.
Seit 1922 zeigt die Bildseite einen Männerkopf im Hoody.
Offiziell stellt es einen Sennen dar, für die meisten ist es Wilhelm Tell.

Der Fünfliber ist, zumindest unter den gängigen Währungen, weltweit die Münze mit der höchsten Kaufkraft.
Das umgangssprachliche «(Fünf)liber» (lat. libra, frz. livre) ist ein Relikt aus der Zeit, als die Basis der Währungen ein Pfund Silber war.
Als einzige CH-Münze hat er anstelle der Riffelung eine Randprägung, nämlich «★★★ DOMINUS PROVIDEBIT ★★★★★★★★★★» («der Herr wird vorsorgen»).

Es sind viele, man nimmt an Millionen, «ungültige» Fünfliber im Umlauf (veraltete Ausgaben, Fehlprägungen sowie Fälschungen). Sie werden überall als Zahlungsmittel akzeptiert und stellen deshalb auch für die Nationalbank kein Problem dar – einige Fälschungen gelten gar als Sammlerstücke und sind entsprechend begehrt.

Nicht mehr nachvollziehbar ist, warum diese Münze umgangssprachlich als «Schnägg» (Schnecke) bezeichnet wird. Schon die legendäre 5-Franken-Note (1914 bis 1980, siehe unten) soll so genannt worden sein – warum auch immer.


Das Kleingeld: der Rappen

Unsere Währungseinheit ist der Franken zu 100 Rappen.
Das galt vorerst einmal während der Helvetischen Republik zwischen 1799 und 1803 und dann wieder im Bundesstaat ab 1850.

Rappen-Münzen gibt es (noch) zu 20, 10 und 5 Rappen.

Die ehemaligen Zweiräppler wurden 1978 ausser Kurs gesetzt. Sie wurden bis Mitte 1979 zurückgenommen und haben allenfalls noch Sammlerwert
Die ehemaligen Einräppler wurden 2007 ausser Kurs gesetzt. Sie werden noch bis Ende 2026 eingetauscht.
Detailhändler – vor allem Aldi und Lidl machen das nach deutscher Tradition – schreiben gerne Preise wie 5.99 Fr. an. Da es diese «ungeraden» Münzen gar nicht mehr gibt, wird der Betrag an den Kassen automatisch auf einen 5-Rappen-Betrag gerundet. Anders bei den Banken (Giralgeld). Da wird nach wie vor mit Rappen und Bruchteilen von Rappen gerechnet.

Der Rappen war eine im süddeutschen Raum verbreitete Münze.
Im Rappenmünzbund prägten zwischen 1377 und 1564 viele oberdeutsche Reichsstädte eine (einigermassen) einheitliche Münze mit einem definierten Wert.

Umso erstaunlicher ist es, dass die unter französischer Fuchtel stehende Helvetische Republik für ihr Kleingeld ausgerechnet diesen zutiefst deutschen Namen wählte.

Der «Ur-Rappen» bekam seinen Namen von einer Münze aus Freiburg (Breisgau), dessen wenig geglückte Darstellung eines Reichsadlers als «Rapp» (= Rabe) verspottet wurde.

Werthaltige Münzen wurden während der Franzosenzeit (Helvetik, 1799 – 1803) kaum geprägt – die Franzosen hatten die Schweiz so gründlich geplündert, dass kaum Edelmetall verfügbar war. Entsprechend rar sind die wenigen verbliebenen Exemplare.

Als nach der Gründung des Bundesstaates (1848) die Währung vereinheitlicht wurde, wollten die östlichen Kantone den Gulden aus Süddeutschland und Österreich einführen (1 Gulden zu 60 Kreuzern). Die westlichen Kantone hingegen wollten das französische System übernehmen. Der Kompromiss war der gleiche wie 50 Jahre zuvor: «französische» Franken und «deutsche» Rappen.

Obwohl als Mitglied der Lateinischen Münzunion dazu verpflichtet, tat sich der Bundesstaat erneut schwer, ausreichend eigenes Geld zu produzieren. Lange Jahre waren bis zu 80 % der zirkulierenden Münzen ausländischer Herkunft. Was sich jeweils rächte, wenn als Folge einer Krise Edelmetall rar wurde.

Übrigens: Eine CH-Münze, auf welcher «Rappen» steht, sucht man bis heute vergeblich.
Und: Unser Dialekt liebt zwar Verkleinerungen auf -li. Aber es gibt weder Räppli noch Fränkli. Da kräuseln sich einem Schweizer die Nackenhaare ..


Unser Papiergeld – die Banknoten der 9. Serie (ab 2016)

Nationalbanken legen in der Regel bei ihrem Papiergeld nicht nur Wert auf Fälschungssicherheit, sondern auch auf eine ansprechende künstlerische Gestaltung.

Banknoten zeigen oft Personen oder Naturbilder; beim Euro ist es derzeit Baugeschichte. Die 9. CH-Serie geht hier andere Wege: Es sollen die eher abstrakten Begriffe Zeit, Licht, Wind, Wasser, Materie und Sprache visualisiert werden; das Hauptelement sind jeweils Hände. Details dazu auf den SNB-Seiten.

Um es Fälschern schwerer zu machen, sind die Noten der aktuellen 9. Serie nicht mehr auf Papier, sondern auf ein Kunststoffmaterial gedruckt, von «Papiergeld» kann eigentlich nicht mehr gesprochen werden.

Derzeit sind Noten im Wert von 10, 20, 50, 100, 200 und 1000 Franken im Umlauf.
Früher gab es noch eine 5-Franken-Note, diese war rekordverdächtige 69 Jahre (1911 – 1980) im Umlauf.

Die bei weitem meistverwendete Note ist der Hunderter, von dieser zirkulieren über 140 Millionen Stück. Mit deutlichen Abständen folgen die 20er und die 10er.
Während in den USA 100-Dollarscheine noch heute nur ungern oder gar nicht akzeptiert werden, ist dieser Wert bei uns das gängigste (Bar-)Zahlungsmittel überhaupt.

Die «Ameise» der 6. Serie, die wohl die schönste CH-Note

Und noch ein Rekord: Die 1000-Franken-Note ist die teuerste Banknote, welche noch neu gedruckt und ausgegeben wird. Der bisherige Rekordhalter, die 10’000er-Singapore-Dollar-Note ist zwar noch gültig, wird aber nicht mehr neu gedruckt.

Derzeit sind CH-Banknoten im Wert von rund 85 Milliarden Franken im Umlauf, das sind absurd hohe 10’000 Franken pro Kopf der Bevölkerung.
Das ist allerdings reine Theorie: 64 Milliarden, also rund drei Viertel, entfallen auf 200-, 500- und 1000-Franken-Noten. Und von denen kann man kaum sagen, sie seien «im Umlauf».
Während man in Geschäften die 200er – mit wenig Begeisterung – akzeptiert, sollte man es mit den richtig «grossen» besser nicht versuchen. Diese dienen praktisch ausschliesslich als Wertaufbewahrungsmittel. Allzu genau scheint niemand wissen zu wollen, wer Bargeld für über 60 Milliarden Franken bunkert ..

Eine paar Ausnahmen gibt es: So sind Viehhandel und Versteigerungen traditionell Bargeldgeschäfte. Und da kann es schon vorkommen, dass Käufer mit richtig dicken Brieftaschen aufkreuzen.

Nationalbanken nehmen manchmal auch längst verfallene Noten zurück – aus Kulanz.
Die Schweizerische Nationalbank wurde per Gesetz dazu verknurrt: Die neuen Serien (ab der 8.) müssen für unbeschränkte Zeit zum Nennwert zurückgekauft werden.

Früher hatten alle CH-Noten unterschiedliche Masse. Ab 1995 sind die Breiten einheitlich, 74 mm bei der 8. Serie, 70 mm bei der aktuellen 9. Serie. In der Länge unterscheiden sie sich allerdings – die USA haben mit ihrer einheitlichen Grösse aller Noten schlechte Erfahrungen gemacht: Kleine Noten werden «gewaschen» und mit grösseren Werten bedruckt. Die Folge: Ein beträchtlicher Teil der Dollar-Noten, vor allem ausserhalb den USA, dürften Fälschungen sein.


«Nach Golde drängt doch alles» – unser Goldvreneli

«Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles» heisst es in Goethes Faust.
Das ist aber nicht der (alleinige) Grund, warum es Schweizer Goldmünzen gibt.
Als Mitglied der Lateinischen Münzunion war das Land verpflichtet, Goldmünzen zu prägen. Als Werte waren 5, 10, 20, 50 und 100 Franken vorgesehen.
In der Schweiz wurden 10-, 20- und ganz wenige 100-Franken-Münzen geprägt. Letztere sind Raritäten, für welche gegen 20’000 Franken bezahlt werden.

Die 20er-Goldvreneli wurden bis 1949 geprägt, die Gesamtauflage betrug knapp 60 Millionen. Die 10er-Goldvreneli wurden bis 1922 geprägt, die Gesamtauflage betrug etwa 2.5 Millionen.

Die Münzen entsprachen bezüglich Durchmesser, Goldgehalt (900/1000) und Gewicht den Normen der Lateinischen Münzunion.

Das Münzbild zeigt eine junge Frau und Berge im Hintergrund. Gemäss Ausschreibung des eidgenössischen Finanzdepartements sollte die Münze «ein schweizerisches, nationales Motiv, eine allegorische oder historisch-symbolische Darstellung der Schweiz» zeigen.

Der ursprüngliche Entwurf einer Helvetia von F. Landry (oben links) musste «entschärft» werden, da die junge Dame von ein paar gestrengen Herren als zu frivol eingestuft wurde und unwürdig, die Schweiz zu repräsentieren. Man(n) hätte wohl lieber einen Mann gesehen.
In der Bevölkerung hingegen war das Vreneli von Anfang an beliebt.
Eingebürgert hat sich der Name erst in den 40er Jahren, als die Münze nicht mehr Umlaufgeld war. Warum es ein Vreneli und nicht irgend ein anderer Name ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Vreneli d’or ist auch im lateinischen Sprachraum die gängige Bezeichnung.


Die Schweizerische Nationalbank (SNB)

Eines der Hauptprobleme der «Lateinischen Münzunion» war, dass Papiergeld nicht Teil der Verträge war. So druckten Italien und Griechenland ungedeckte Banknoten, was den ganzen Währungsraum destabilisierte.

In der Schweiz durfte noch bis 1907 jede Bank eigenes Papiergeld herausgeben, welches oft nur bei der jeweiligen Bank eingelöst werden konnte. Das war ein immer grösser werdendes Wirtschaftshemmnis und führte zwischen 1891 (Volksabstimmung) und 1907 (Gründung) zur Schaffung einer bundesweiten Zentralbank, der Schweizerischen Nationalbank.

Die Nationalbank ist für die Währungspolitik verantwortlich.
Sie macht das gar nicht so schlecht – die Schweizer Währung ist seit der Gründung der SNB die weltweit bei weitem stabilste.

Anders als in den meisten Ländern ist sie keine staatliche Institution, sondern eine privat-/sonderrechtliche Aktiengesellschaft.
Das Aktienkapital ist eingeteilt in 100’000 Namensaktien. 55 % der Aktien müssen öffentlich-rechtliche Aktionäre wie Kantone halten, den Rest besitzen private Aktionäre. Der grösste Einzelaktionär war 2020 übrigens ein Deutscher.

Reich wird man damit nicht. Die Aktie kostet derzeit rund CHF 5800, ausgezahlt wird eine fixe Dividende von 15 Franken. Das ist bei einem Gewinn von bis zu einer halben Million Franken pro Aktie nicht besonders grosszügig. Schon deshalb gilt sie eher als Souvenir oder als exklusives Geschenk.

Woher diese enormen Gewinne?
Die Nationalbank versucht seit Jahren, den Aufwertungsdruck des Frankens zu lindern, indem sie Unmengen an «Papierfranken» schafft und und in ausländischen Währungen investiert, um den Franken zu schwächen. Diese Devisen werden (nicht nur) gebunkert, sondern in Wertschriften angelegt.
Mittlerweile gehört die SNB zu den grössten Aktionären von vielen Weltkonzernen und kassiert entsprechende Dividenden.
Per Ende 2021 weist die SNB eine Bilanzsumme von 1 Billion Franken auf – das ist weit mehr als das BIP der Schweiz. Einige Finanzexperten halten das für ein systemisches Risiko.
Doch ist ihre Situation nicht mit jener der EZB und andern Notenbanken vergleichbar. Die SNB hält nur wenige ihrer Fremdwährungspositionen in Staatsanleihen von wirtschaftlich schwachen Staaten, welche kaum verzinst und schon gar nie zurückbezahlt werden können. Und somit von eher fiktivem Wert sind.

Auch etwas Gold hat die SNB im Keller, derzeit noch 1040 t.
2003 wurde sie von der Politik gezwungen, die «überschüssige Goldreserve» zu verkaufen – rund 1300 t. Damals löste sie dafür etwa
20 Milliarden Franken. Heute wären es
70 Milliarden ..

Dennoch liegt sie bezüglich Reservegold immer noch weltweit an 7. Stelle – und pro Kopf der Bevölkerung vermutlich an der Spitze.

 

 


Vollgeld – Vom Wert des Geldes

In der Schweiz gibt es bekanntlich Volksinitiativen. Ab und zu stimmen wir über kuriose Vorlagen wie Minarette oder Kuhhörner ab. Manchmal aber auch über absolut grundlegende Fragen. Es liegt im Wesen der Sache, dass solche Fragen viele Bürger überfordern – diese Vorstösse werden dann halt abgelehnt.

Eine derart grundlegende Volksinitiative war die «Vollgeld-Initiative«, über welche 2018 abgestimmt wurde. Deren Forderung war, dass nur noch die Nationalbank Geld schaffen dürfe. Auch wenn die Initiative deutlich verworfen wurde, so wurde doch wenigstens einmal darüber geredet, was Geld überhaupt ist.

Eine der damals diskutierten Fragen war, welchen Wert Geld habe. Die simple Antwort ist: Eigentlich gar keinen.
Die «wertvollste» Geld-Einheit in der Schweiz ist der Fünfliber. Sein Materialwert ist gut 13 Rappen, inklusive Herstellung ist er gut 36 Rappen wert.
Banknoten kosten in der Herstellung ähnlich viel, bisher rund 30 Rappen, die neue Serie rund 40 Rappen; Materialwert haben sie kaum.

Der Wert von Geld besteht ausschliesslich im Vertrauen in die Kaufkraft der Währung.

Die Vollgeld-Initiative verlangte, dass nur noch die Nationalbank neues Geld schaffen dürfe. Wenn Banken via Kreditvergabe Geld «machen» wollen, müssen sie die entsprechende Summe an Eigenkapital bei der Nationalbank hinterlegen.

Bei Bargeld ist klar, wer es macht: Nur die Nationalbank darf Münzen prägen und Banknoten drucken lassen.
Doch Bargeld ist ein verschwindend kleiner Teil der gesamten Geldmenge. Computergeld (= Giralgeld) hingegen kann heute jede Bank fast nach Belieben schaffen. Ein paar Eingaben auf einer Tastatur, und schon sind einem Konto in einem Computer ein paar Millionen gutgeschrieben und auf einem andern der gleiche Betrag belastet.
Banken haben die sprichwörtliche «Lizenz zum Gelddrucken». Und brauchen nicht einmal einen Drucker dafür.

Nun war die Schaffung von ungedecktem «Papiergeld» seit eh und je die Ursache von finanziellen Verwerfungen bis zu Hyper-Inflationen. Mit «Vollgeld» würden zumindest die Geschäftsbanken etwas an die Leine genommen.

Ich habe verglichen, wie sich die Kaufkraft von gängigen Währung seit 1971 entwickelt hat. Und da stellt sich die Schweiz gar nicht mal so schlecht.

1971, weil das das letzte Jahr war, wo das Bretton-Woods-System noch einigermassen funktionierte. In den Folgejahren wechselten praktisch alle Staaten zu frei floatenden Währungen.

Die Tabelle unten zeigt: Der CH-Franken ist die (relativ) stabilste Währung der Welt; nur der Yen kann einigermassen mithalten.
Im Mittelfeld rangieren einige Währungen, die jetzt zur Eurozone gehören. Was D-Mark und Gulden schlechter und Lira und Peseta besser aussehen lässt, als es die Wirtschaftsdaten zulassen würden.

Ziemlich erschreckend ist der Zustand der wichtigsten Reservewährungen: Innerhalb von nur 50 Jahren verloren der US-Dollar gegenüber dem Franken knapp 80 %, das britische Pfund sogar fast 90 % ihres Wertes.

Die Tabelle liest sich so:
* 1971 – – – –hat die Einheit der Fremdwährung so viel gekostet. Wo (1000) steht,
– – – – – – – – –sind es jeweils 1000 Einheiten der Fremdwährung
** 2021 – – –hat die Einheit der Fremdwährung so viel gekostet
*** Verlust gegenüber dem Franken in diesem Zeitraum
**** Wert – –Wenn man damals eine Einheit der Fremdwährung in CHF angelegt hätte,
– – – – – – – – –wäre dies jetzt soviel in der gleichen Währung

Beispiel USD:
1971 kostete ein USD CHF 4.32
2021 kostete ein USD CHF 0.91
Der Verlust beträgt 78.94 %
Ein USD 1971 in CHF umgetauscht, wäre jetzt $ 4.75 wert.

Code Staat Währung 1971* 2021** Verlust*** Wert****
JPY Japan Yen (1000) 12.06 8.54 29.19% 1.41
SGD Singapore Dollar 1.41 0.68 51.77% 2.07
DM Deutschland Mark 1.18 0.53 55.08% 2.23
BHD Bahrain Dinar 9.09 2.42 73.38% 3.76
KWD Kuweit Dinar 12.12 3.01 75.17% 4.03
OMR Oman Rial 10.39 2.37 77.19% 4.38
USD USA Dollar 4.32 0.91 78.94% 4.75
FFA France Franc 0.78 0.16 79.49% 4.88
AUD Australia Dollar 4.89 0.66 86.50% 7.41
NZD Newzeeland Dollar 4.90 0.62 87.35% 7.90
GBP GB Pound 10.33 1.23 88.09% 8.40
ESP Espana Peseta (1000) 62.03 6.49 89.54% 9.56
ITL Italia Lira (1000) 6.93 0.56 91.92% 12.38
CNY China Yuan Renminbi 1.75 0.135 92.29% 12.96
ZAR South Africa Rand 6.03 0.052 99.14% 115.96
RUB SU /Russia Rubel 1.47 0.0118 99.20% 124.58
IDR Indonesia Rupiah (1000) 11.0115 0.0627 99.43% 175.62
MXN Mexico Peso 345.21 0.044 99.99% 7845.68

-> Rubel (früher) und Renminbi unterliegen Devisenkontrollen und sind deshalb nur bedingt vergleichbar.
-> Der mexikanische Peso steht stellvertretend für viele «schwache» Währungen.
Einige Länder (Argentinien, Venezuela ..) haben 6- bis 12-stellig abgewertet.